Es gibt Zeitschriften, die in kleiner Auflage erscheinen, keine Schlagzeilen produzieren und dennoch politisch und gesellschaftlich Zeichen setzen. Die Tribüne – Zeitschrift zum Verständnis des Judentums ist eine solche Publikation. 1962 wurde die Vierteljahreszeitschrift gegründet, als Reaktion auf Hakenkreuzschmierereien an der Kölner Synagoge.
»Die demokratisch gesinnten Kräfte waren bis dahin davon ausgegangen, dass in Deutschland kein Antisemitismus mehr verbreitet sein könne«, so die Herausgeber. »Die Schändung der Kölner Synagoge und sich daran anschließende antisemitische Vorfälle erbrachten jedoch den dramatischen Beweis, dass Antisemitismus auch ohne Juden existent ist.«
prominenz Dagegen anzuschreiben, setzte sich die Tribüne zum Programm. Wissenschaftler wie Wolfgang Benz und Peter Steinbach, Publizisten wie Henryk M. Broder und Ralph Giordano gehörten zu den Autoren. Deutsche und israelische Politiker wie Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige israelische Ministerpräsident Ariel Scharon standen in Interviews Rede und Antwort.
2013 endete nach 51 Jahren die Geschichte der gedruckten Tribüne. Aus Geldmangel musste die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen. Sie existiert weiter im Netz mit aktuellen Beiträgen und Interviews gegen Hass, Intoleranz und Ausgrenzung. Jetzt ist dazu eine digitale Gesamtausgabe der von 1962 bis 2012 erschienenen Ausgaben herausgekommen mit einem Vorwort von Dieter Graumann, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Auf fünf DVDs findet sich hier die Geschichte eines unermüdlichen Kampfes gegen Antisemitismus im Nach-Schoa-Deutschland, der bis heute weitergeht.
»51 Jahre Tribüne – Zeitschrift zum Verständnis des Judentums«. Digitale Gesamtausgabe 1962 bis 2012. 30 € bei
www.tribuene-verlag.de