Musik

Trauer um Daliah Lavi

Daliah Lavi Foto: dpa

Musik

Trauer um Daliah Lavi

Die Sängerin ist im Alter von 74 Jahren gestorben

von Heide Sobotka  04.05.2017 17:16 Uhr

Meine Art, Liebe zu zeigen … Wer zwischen 30 und 60 konnte die Liedzeile, die Daliah Lavi berühmt gemacht hat, nicht vervollständigen?

Ihre rauchig tiefe Stimme ist vielen in Erinnerung. »Wär’ ich ein Buch im Leben, würdest Du mein Leser sein?« Ihre Liebeslieder hatten einen ganz eigenen Sound, die etwas anderen Texte hoben sich ab von den Schlagerliedchen der frühen 70er-Jahre.

TÄNZERIN Als sie 1969 von einem englischen Schallplattenproduzenten entdeckt wurde, hatte sie bereits eine ernsthafte Schauspielkarriere hinter sich. Sie war schlank, hatte als Model gearbeitet und wollte eigentlich Tänzerin werden. Kirk Douglas verhalf ihr zu einer Ausbildung als Tänzerin an der Königlichen Oper in Stockholm. Wegen Kreislaufproblemen und dem Tod des Vaters musste sie die Ausbildung abbrechen.

1960 hatte sie ihre erste Hauptrolle in dem deutsch-israelischen Film Brennender Sand. Ein Jahr später spielte sie in Im Stahlnetz des Dr. Mabuse an der Seite von Gert Fröbe. Sie heiratete den französischen Kaufhausbesitzer Jacques Gerard und ging nach Paris, wo sie mit Erfolg in mehreren französischen Kinofilmen spielte. Sie stand mit Dean Martin, Yul Brynner, Lex Barker und Kirk Douglas auf der Bühne.

MUSICAL Ihr großes Sprachtalent (neben ihrer Muttersprache Hebräisch sprach Lavi Englisch, Schwedisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch) ermöglichte ihr, als Schauspielerin über zehn Jahre lang in zahlreichen internationalen Filmproduktionen in Europa und Hollywood mitzuwirken.

Doch zum Star wurde Lavi nicht als Filmschauspielerin. Als sie in diesem schicksalhaften Jahr 1969 zu Gast in der BBC-Fernsehshow des israelischen Musicalstars Topol (Anatevka) war, sang sie einige hebräische Lieder, und ihr erster Schallplattenvertrag bei dem englischen Label Festival Records war perfekt.

FOLK Ihr strahlendes Aussehen, die roten langen wallenden Haare, die großen, leicht verschatteten Augen machten sie auf der Bühne zum Hingucker. Später waren die Haare kurz und weiß. Sie war schön gealtert und optisch näherte sie sich der Folksängerin Joan Baez, deren Lieder sie in ihr Repertoire aufnahm. Von der Showbühne verabschiedete sie sich offiziell 2008/2009 mit einer großen Tournee.

Am 28. November 2009 hatte sie den letzten Auftritt vor deutschem Publikum. Es sei kein Abschied, sie beginne nur einen neuen Lebensabschnitt in ihrem Haus in Asheville in North Carolina, versicherte sie damals einem enthusiastischen Publikum. Einen großen Teil ihres Lebens habe sie in Deutschland verbracht, ihre Eltern waren deutsch-russische Schoaflüchtlinge. C’est la vie, hieß ihre letzte große Neuaufnahme.

Daliah Lavi ist am 3. Mai im Alter von 74 Jahren in Asheville gestorben.

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025