Der amerikanische Jurist und Holocaust-Überlebende Thomas Buergenthal (85) ist am Sonntag in Göttingen mit dem Edith-Stein-Preis 2019 geehrt worden. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert. Da Buergenthal aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst nach Göttingen kommen konnte, nahm sein Sohn Robert den Preis bei einem Festakt im Rathaus stellvertretend für ihn entgegen.
Buergenthal wurde für seinen unermüdlichen und engagierten Kampf um die Würde des Menschen geehrt. »In seiner Arbeit als Professor, als Mitglied einer Wahrheitskommission und als Richter sowie als Autor standen und stehen die Menschenrechte im Zentrum seiner Arbeit«, erklärt der Vorsitzende Heiner J. Willen.
auschwitz Thomas Buergenthal, am 11. Mai 1934 in Lubochna in der damaligen Tschechoslowakei geboren, wurde als Kind 1944 mit seinen Eltern ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und von ihnen getrennt. Sein Vater starb 1945 im KZ Flossenbürg. Thomas Buergenthal wurde ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Er überlebte. 1946 fand er seine Mutter in Göttingen wieder und wanderte mit ihr in die USA aus. Nach seinem Jura-Studium wirkte er an verschiedenen Universitäten als Professor und wurde Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag.
Seit 1995 ehrt der in Göttingen ansässige Edith-Stein-Kreis alle zwei Jahre Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen, die sich durch soziales, politisches und gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet haben. Zu den bisherigen Preisträger gehören der frühere Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle und die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU).
Die Auszeichnung erinnert an die Frauenrechtlerin und katholische Ordensfrau Edith Stein (1891-1942). Sie lebte von 1913 bis 1915 in Göttingen und konvertierte vom Judentum zum Katholizismus. 1942 wurde sie in Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet. Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein 1987 heilig. epd/kna