Theodore Bikel, einer der berühmtesten Jiddisch-Sänger weltweit, ist tot. Der Schauspieler und Folksänger, bekannt auch durch seine Rolle als »Tewje der Milchmann« im Musical Anatevka, starb am Dienstagmorgen im Alter von 91 Jahren in Los Angeles. Wie der »Hollywood Reporter« berichtete, war er zuletzt Patient im UCLA Medical Center der Stadt. Der Sänger spielte insgesamt 27 Platten mit jiddischen, hebräischen und russischen Volksliedern und Songs in weiteren Sprachen ein.
Theodore Bikel wurde in Wien geboren und floh 1938 im Alter von 13 Jahren zusammen mit seiner Familie nach Palästina. 1946 übersiedelte Bikel nach London, wo er an der Royal Academy of Dramatic Art Schauspiel studierte.
Oscar-Nominierung 1954 zog der Schauspieler in die USA. Er trat am Broadway und in Hollywood-Filmen, in Dramen, Komödien und Musicals auf. 1958 war er für einen Oscar als bester Nebendarsteller in der Gefangenenkomödie Flucht in Ketten von Stanley Kramer nominiert, die sich mit Rassismus in den USA auseinandersetzt. Bikel spielte in dem Film den Sheriff Max Muller. 1959 gründete der Sänger zusammen mit Pete Seeger and George Wein das Newport Folk Festival.
Als politischer Aktivist engagierte sich Bikel unter anderem für die Auswanderung der Juden aus der Sowjetunion, für die progressive zionistische Bewegung und die Demokratische Partei in den USA und gegen das Apartheid-Regime in Südafrika. Jahrelang gehörte er auch dem American Jewish Congress an.
Zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht 2013 zeichnete die österreichische Regierung Bikel mit ihrem höchsten Kunstpreis aus. In einem Interview aus demselben Jahr sagte Bikel laut einem Bericht der Jewish Telegraphic Agency, auf seinem Grabstein solle auf Jiddisch stehen: »Er war der Sänger seines Volkes«. Theodore Bikel war viermal verheiratet und hinterlässt zwei Söhne.