Musiker aus Mali werden die wenigsten kennen. Doch der Bekanntheitsgrad des Gitarristen Vieux Farka Touré dürfte bald steigen. Er taucht auf einer wunderbaren neuen CD mit dem Titel The Tel Aviv Session auf, gemeinsam mit dem Israeli Idan Raichel. Der Pianist und Songschreiber aus Kfar Saba ist schon seit Langem für seine Grenzgänge berühmt, bei denen er Musiker aus aller Herren Länder in seine Projekte integriert, wie die kapverdische Sängerin Mayra Andrade, die US-Popdiva India Arie, den deutschen Kontratenor Andreas Scholl und jetzt eben Vieux Farka Touré.
Kennengelernt haben die beiden sich 2008 zufällig auf einem Flughafen in Deutschland. Im November 2010 trafen sich Raichel und Touré dann in Israel wieder und spielten das Basismaterial für die elf aktuellen Songs in einem Studio in Tel Aviv ein – daher der Titel des Albums.
gewollt simpel Auffallend ist, dass die Songs sehr einfach gestrickt sind, meist nur aus ein paar hübschen repetitiven Tonfolgen bestehen, über denen handzahm improvisiert wird. Diese »typisch afrikanische« Simplizität hat aber nichts mit mangelnder Virtuosität zu tun, sondern ist politisch gewollt. Auf The Tel Aviv Session soll die Musik des »schwarzen Mannes« nicht hinterrücks kolonialisiert oder zum Afro-Beigeschmack degradiert werden, sondern ihrer Andersartigkeit wird der gebührende Respekt gezollt.
Vieux Farka Touré begleitet Idan Raichel nicht bloß, er spielt auf gleicher Stufe mit ihm als »The Touré-Raichel Collective«. Das mag ein wenig gutmenschlich wirken, aber den Stücken hat es genützt. Am 6. November in Mainz und zwei Tage später in Karlsruhe kann man sich davon auch live überzeugen, wenn der Israeli und der Malier gemeinsam auftreten.
The Touré-Raichel Collective: The Tel Aviv Session. Cumbancha Records 2012
Auftritte: 6. November Mainz, 8. November Karlsruhe
www.toureraichel.com