Der Lack eines frisch aus der Fabrik im englischen Gaydon gerollten Aston Martin ist beeindruckend, fällt aber nur fast so glänzend aus wie das Prestige, das mit der Hauptrolle in James Bond-Filmen einhergeht.
Dennoch scheint dies der Moment zu sein, den Dienstwagen des nächsten James Bond bis zum Anschlag mit Treibstoff aufzufüllen. Denn die Antwort auf die Frage, die uns seit einem Jahr beschäftigt, soll in wenigen Tagen beantwortet werden: Wird James Bond nun jüdisch oder nicht?
Die britische Zeitung »The Sun« (Wäre »The Rain« nicht treffender gewesen?) schreibt, der Vertrag für die Hauptrolle sei an den jüdischen Darsteller Aaron Taylor-Johnson übergeben worden (»Schaf im Wolfspelz«). Allerdings hat der 33-jährige Star das Dokument offenbar noch nicht unterschrieben. Vielleicht hat Abteilung Q nicht das passende Schreibgerät mitgeliefert.
Glaubhafte Integration
Taylor-Johnson wäre der siebte James Bond. Würde er den machohaften Sean Connery übertrumpfen? Was ist mit George Lazenby, der 007 nur einmal spielen durfte - oder dem smarten Roger Moore mit seinen Kalauern?
Timothy Dalton wirkte auch vor der Kamera eher wie ein Theaterschauspieler. Sein Nachfolger Pierce Brosnan brachte die Coolness zurück und Daniel Craig vollbrachte das Kunststück, James Bond erfolgreich in die Neuzeit zu übertragen.
Sollte Aaron Taylor-Johnson den Schlüssel für den vorgewärmten Aston Martin bekommen, wäre es nicht wirklich seine Aufgabe, seine Vorgänger zu toppen. Vielmehr ginge es darum, seine Persönlichkeit und sein Schauspiel glaubhaft in den Charakter des langsam alternden, von Ian Fleming ersonnenen Geheimagenten zu integrieren.
Broccoli und Martini
Ist dies leicht? Nein. In den 60er Jahren war Bond als Actionheld praktisch konkurrenzlos. Dies gilt schon lange nicht mehr. Taylor-Johnson müsste außerdem so überzeugend rüberkommen, dass er sein Publikum selbst auf Smartphones und Computerbildschirmen bei der Stange hält. Das große Kinoerlebnis »007«, bei dem sich die zuschauenden Fans gegenseitig mit ihrer Begeisterung aufschaukelten, war gestern.
Tatsache ist aber: Aaron Taylor-Johnson hat das Zeug dazu, die 007-Story fortzuführen. Daran glaubt auch Barbara Broccoli, die Produzentin. Hätte sie ihn sonst vor gut einem Jahr Test-Szenen drehen lassen?
Der Streik der Schauspieler in Hollywood hat die Entscheidung, den Drehbeginn und damit das Schütteln des »Vesper Martini« verzögert. Nun ist es Zeit, Nägeln mit Köpfen zu machen. Sollte Taylor-Johnson endlich seinen Kugelschreiber benutzen, könnte die große Ankündigung in die Welt hinausgeblasen werden.