Er war – neben den berühmten Hollywoodstars – der Ehrengast auf dem Roten Teppich am Samstagabend im Berlinale-Palast: Harry Ettlinger, Jahrgang 1926, der letzte der »Monuments Man«. In Karlsruhe geboren, mit seinen Eltern 1938 vor den Nazis in die USA geflüchtet kehrte Ettlinger später als Soldat zurück – als einer der »Monuments Men«.
Der gleichnamige Film erzählt die Geschichte dieser Kunstexperten-Truppe der Alliierten, die sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Europa aufmachen, um wertvolle Kunstschätze vor dem Raubzug der Nazis zu retten. Sieben Männer suchen in Aachen, Gent, Paris oder Nürnberg nach Gemälden, Statuen oder Altarbildern.
Der amerikanische Schauspieler und Regisseur George Clooney hat den Stoff verfilmt. The Monuments Men, der bei den Berliner Filmfestspielen außerhalb der Konkurrenz läuft, kann mit einem Starangebot sondergleichen aufwarten.
Kunstmission Matt Damon als James Granger, John Goodman als Walter Garfield, Bill Murray als Richard Campbell, Cate Blanchet als Claire Simone und - natürlich - Clooney selbst als Kunsthistoriker Frank Stokes erzählen in knappen zwei Stunden die Geschichte der ungewöhnlichen Kunstmission, für die einige der echten Monuments Men sogar ihr Leben ließen.
Wer allerdings eine bierernste Auseinandersetzung mit dem Thema Kunstraub erwartet, der wird schnell enttäuscht – oder auch überrascht. Denn in dem Film, der komplett in Deutschland gedreht wurde, geht es über weite Strecken doch sehr komödiantisch zu.
So sitzen Bill Murray und Bob Balaban als Preston Savitz schon mal mit einem deutschen Soldaten im Wald, rauchen eine Friedenszigarette. Und den Blick von John Goodman, als er merkt, dass es keineswegs nur Platzpatronen sind, mit denen während der Vorbereitungsphase der Mission, geschossen wird, sorgt ganz allein für ein leichtes Kichern.
Ocean’s Eleven Es scheint schon fast selbstironisch, dass Clooney die Rekrutierung der Monuments Men ähnlich der des Steven Soderbergh Films Ocean’s Eleven, in dem Clooney die Hauptrolle spielt, angelegt hat. Und wenn ein harmloser, aber schmerzvoller Zahnarztbesuch zwei der Kunstretter zu einem SS-Mann führt, der sich mittlerweile eine spießige Existenz mit wertvollen, aber geraubten Gemälden gibt, wird der Film sogar richtig spannend. Szenen, die emotional etwas zu dick geraten sind – etwa wenn der coole Bill Murray unter der Dusche zu einem Weihnachtslied seiner Familie weint – sind dann schnell vergessen.
Einfach sei es anfangs nicht gewesen, einen Film zum Thema Raubkunst zu machen, es sollte auch kein patriotischer Film werden, sagte Clooney in der Pressekonferenz, aber die Geschichte sei einfach zu spannend gewesen. Restitution sei eine Sache, die weiterhin aktuell bleiben werde: »Denn man wird weiterhin Kunst in Kellern finden, die den Menschen nicht gehört«, so Clooney.
Harry Etllinger war mit dem Ergebnis des Films übrigens sehr zufrieden, wie er vorab im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen sagte: »George Clooney hat einen super Job gemacht. Der Film ist unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich. Er zeigt, was für eine Leistung es von uns Kunstschutzoffizieren damals war, all diese Bilder vor den Nazis zu retten.«
Am kommenden Donnerstag wird Ettlinger übrigens in seiner Heimatstadt Karlsruhe die Staufer-Medaille in Gold verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen des Landes Baden-Württemberg – als Würdigung seines persönlichen Engagements für die Kunst.