Sie hat Auschwitz überlebt, ist 90 Jahre alt und feiert ihr Überleben nun auf ihre ganz besondere Art und Weise: Éva Fahidi spielt zurzeit die Hauptrolle im Tanztheaterstück Sea-Lavender oder Die Euphorie des Seins am Theater im Aufbau Haus. Darin trifft die Überlebende auf die junge Tänzerin Emese Cuhorka – und geht der Frage nach, ob sie, die die Schoa überlebt hat, sich überhaupt in eine junge Frau von heute hineinversetzen kann.
Bei der Deutschlandpremiere am Sonntagabend in Berlin sagte Fahidi: »Ich möchte mich zeigen, mit meinem Trauma, mit meinem Leid und dennoch bin ich ein glücklicher Mensch. Ich genieße das Leben, das tue ich, weil ich es möchte.« Mit den Mitteln des Tanztheaters stellt die – nach wie vor erstaunlich sportliche – Fahidi sich selbst als unternehmungs- und vergnügungslustig
dar, während Emese ständig die Welt zu retten versucht.
Grenzen In der Inszenierung von Réka Szabómals sagt Éva Fahidi niemals Auf Wiedersehen, Emese hingegen liebt es, nach Hause zu kommen. Beide Frauen verbindet der Tanz. Fahidi, die einige Kleider aufgehoben hat aus der Zeit, als sie eine junge Frau war, vermacht Emese Cuhorka ihre Kleidung. Sie passt der jungen Tänzerin wie angegossen.
Doch inwieweit ist die Grenze zwischen den Leben beider Frauen durchlässig, lässt sich persönliche Erfahrung weitergeben? Oder: Kann jemand, der solch einen schweren Koffer der Erinnerung schleppt, die Probleme einer jungen Frau von heute verstehen?
Ob dieses biografische Experiment klappt oder nicht, bleibt dem Urteil des Zuschauers überlassen. Sea-Lavender oder Die Euphorie des Seins jedenfalls, ist ein eindrückliches Statement für das Leben. ja
www.youtube.com/watch?v=gAFzjFkWJDs