»Vorsicht, das ist ein israelisches Produkt!«, warnt der User Samerk auf iTunes Preview vor einer Applikation, die arabischsprachige Nachrichten liefert. »Arabic News« heißt sie, und angeboten wird sie von Yaniv Steiner, einem der vielen Designer für Smartphone-Software aus Israel. Doch wer konsequent israelische Technik boykottieren will, kann um fast jeden Rechner oder jedes Handy einen großen Bogen machen. Und auf viele der neuerdings so populären Apps für die kleinen elektronischen Alleskönner mit ihren Touchscreens müsste man ebenfalls verzichten. Nach dem Erfolg mit Sicherheitssoftware, Computerchips und Internet-Telefonie schlagen israelische Start-ups mit der Entwicklung von Applikationen ein neues Kapitel auf.
Vringo ist eines dieser kleinen und quirligen Unternehmen, die so typisch für die israelische Szene sind. 2006 gegründet, befasste man sich zuerst mit der Möglichkeit, Videos auf Handys zu sehen. »Das war zu einer Zeit, als es das iPhone noch gar nicht gab«, erklärt Firmengründer Jon Medved. »Alle hielten unsere Idee für ein Hirngespinst und sagten, dass sich wohl kaum jemand freiwillig Filme auf einem briefmarkengroßen Bildschirm anschaut.« Doch man blieb am Ball und kreierte eine Plattform, auf der Nutzer Videoklingeltöne downloaden können. »Worauf unsere Kunden anspringen, ist die Option, mit VringForward bestimmen zu können, welches Video die Freunde sehen, wenn man sie anruft«, so Medved. Telekom-Gigant Orange bietet seit März die App in Großbritannien an, Verizon wird in den USA folgen.
Facebook-Deal Welches Schwergewicht Israel in Sachen Mobilfunktechnik und Anwendungen ist, konnte man im Februar auf dem GSM Mobile World Congress in Barcelona sehen. Israelische Aussteller stellten nach den USA, Großbritannien und Frankreich die viertgrößte Delegation. »Es war schon erstaunlich, überall Hebräisch zu hören«, freut sich Eyal Reschef, Vorsitzender des Branchenverbandes Israel Mobile and Communication Association, der in Ramat Hachayal eine eigene Forschungseinrichtung betreibt.
Jüngst sorgte die Meldung für Aufregung, dass Facebook für 70 Millionen Dollar den israelischen App-Anbieter Snaptu gekauft hatte. Zum einen, weil es die erste Übernahme eines nichtamerikanischen Unternehmens durch Facebook war, zum anderen, weil Snaptu Apps für ganz normale Telefone entwickelt hat. »Smartphones machen gerade einmal 19,3 Prozent des gesamten Welthandymarktes aus«, heißt es in einem Report des Informationsdienstes Gartner. Snaptu ermöglicht es also auch Facebook-Usern mit geringem Handy-Budget, mobil auf das soziale Netzwerk zuzugreifen.
Viel Potenzial hat auch uTest. Das Unternehmen richtet sich an Software-Entwickler, die ihre Apps Apple oder Google anbieten wollen. »Wir bieten ihnen an, diese auf Herz und Nieren zu prüfen«, erklärt uTest-Mitbegründer Doron Reuveni. »Dadurch kann ihre Integration in den App-Stores viel reibungsloser funktionieren.« Bemerkenswert ist, dass sich nicht wenige Apps made in Israel ums Essen drehen. So ermöglicht es Fooducate, mit der Handy-Kamera die Strichcodes auf Lebensmittelverpackungen zu lesen und die Produkte so auf ihre Inhaltsstoffe abzuklopfen. Wird Kalorien- oder Konservierungsstoffalarm gegeben, nennt die App gesündere Alternativen. Und FiddMe ist eine Art soziales Gourmet-Netz, in dem die Nutzer Fotos ihrer Mahlzeiten und Restaurantkritiken posten können. Jede Fettuccina wird im Detail kommentiert und bewertet. In den Kommentaren zur App wird dann allenfalls die Warnung stehen: »Vorsicht, dieses Produkt ruiniert die Figur!«