Film

Sohn von KZ-Kommandant trifft Holocaust-Überlebende

Der historische Moment, in dem Anita Lasker-Wallfisch und Hans Jürgen Höss aufeinandertreffen Foto: © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Nach dem Erfolgsfilm »The Zone of Interest« ist nun ein neuer Dokumentarfilm in die Kinos gekommen, der sich ebenfalls mit dem Vermächtnis von Rudolf Höß, dem Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz, auseinandersetzt. »Der Schatten des Kommandanten« erzählt von seinem Sohn Hans Jürgen Höss, der 1937 geboren wurde und mit seiner Familie in der Familienvilla neben dem KZ Auschwitz lebte. In diesem Film taucht er erstmals vor Kameras in das düstere Erbe seines Vaters ein. 

Die andere zentrale Figur in der Dokumentation von Daniela Völker ist Anita Lasker-Wallfisch, die als Jüdin in Auschwitz um ihr Überleben kämpfte. Sie war Cellistin im Orchester des Lagers. »Das hat mir das Leben gerettet«, berichtet sie im Film. Nach der Befreiung von Auschwitz und dem Ende der NS-Zeit wanderte sie ins Vereinigte Königreich aus. 

Der Film begleitet die beiden, wie sie sich zusammen mit ihren Kindern Kai Höss und Maya Lasker-Wallfisch mit ihrer Vergangenheit und den sehr unterschiedlichen Lasten, die sie aufgrund ihrer Herkunft und ihres Schicksals tragen, auseinandersetzen. 

Rudolf Höß (1901-1947) war mehrere Jahre Leiter des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Mehr als eine Million jüdische und nicht-jüdische Menschen wurden dort umgebracht. »Es ist eine Tatsache, eine unbestreitbare Tatsache, dass mein Großvater der größte Massenmörder der Menschheitsgeschichte ist«, sagt sein Enkel Kai Höss. Auch die Frage, die sich als Zuschauer aufdrängt, fragt er seinen Vater: Was hast du als Kind mitbekommen?

»Mein Großvater ist der größte Massenmörder der Menschheitsgeschichte«

Der Höhepunkt des Films ist der historische Moment, in dem Anita Lasker-Wallfisch und Hans Jürgen Höss aufeinandertreffen. Acht Jahrzehnte später stehen sie sich in Lasker-Wallfischs Wohnzimmer in London gegenüber - Höss hat Kuchen mitgebracht.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Man hat Sie auch nicht gefragt, wessen Sohn Sie sein wollen«, sagt die Überlebende dem Sohn des Kommandanten des Vernichtungslagers. »Der Holocaust wirft einen langen Schatten. Das Trauma liegt nicht nur auf der Seite der Überlebenden.«

Gleichzeitig spricht Anita Lasker-Wallfisch darüber, wie traumatisiert sie selbst ist. Und sagt: »Die Hölle. Die Hölle auf Erden ist Auschwitz.«

Lesen Sie auch

Neben aktuellen Aufnahmen nutzt Regisseurin Daniela Völker historische Aufnahmen, um die Geschichte der Protagonisten zu erzählen. Auf der einen Seite sieht man die Kindheit von Hans Jürgen Höss mit Geburtstagen und Zeit mit dem Vater am Pool - auf der anderen Seite des Zauns die tödliche Realität im Vernichtungslager.

Zudem begleitet der Dokumentarfilm die Vier, die sich auf unterschiedliche Art mit der Vergangenheit auseinandersetzen und folgt ihnen dafür auch nach Polen und in die USA.

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025