1700 Jahre jüdisches Leben

Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten

Das Projekt »tsurikrufn!« erinnert an jüdische Kulturschaffende und Wissenschaftler. Foto: pr

Der Jurist und General­staatsanwalt Fritz Bauer dürfte vielen noch ein Begriff sein. Wer kennt aber noch Paul Falkenberg, der Fritz Langs berühmten Tonfilm »M« schnitt? Wer schätzt heute noch das Werk der Bauhaus-Gestalterin und Kunsterzieherin Friedl Dicker?

Ein neues Onlineprojekt erinnert an jüdische Kulturschaffende und Wissenschaftler, die in Deutschland vor 1933 – und vereinzelt nach Kriegsende – gewirkt haben.

KULTURINSTITUTE »tsurikrufn!« (Laut Projektwebseite steht das im Jiddischen für »Erinnern«) ist ein gemeinsamer Beitrag des Arbeits­kreises selbständiger Kultur-Institute (AsKI) zum Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«.

An dem digitalen Projekt beteiligen über 25 Institutionen – so zum Beispiel das Berliner Bauhaus-Archiv, die Kunsthalle Emden, das Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main, das Deutsche Literaturarchiv Marbach und die Gedenkstätte Buchenwald. Jedes Institut stellt eine Persönlichkeit vor, die für sie eine wichtige Rolle gespielt hat.

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Die Biografien der einzelnen Protagonisten – zum Projektstart sind es zunächst elf – werden ausführlich in Textform erzählt und mit Archivfotografien und -dokumenten illustriert.

ENTDECKUNGEN Dabei werden nicht nur unterschiedliche Schicksale sichtbar, sondern auch sehr individuelle Beiträge der vorgestellten jüdischen Persönlichkeiten in Kultur, Wissenschaft und Politik.  

Eine Entdeckung ist der Maler Hanns Ludwig Katz, der in den 1920er-Jahren in Frankfurt wirkte.

Unter ihnen sind die eingangs erwähnten Fritz Bauer, Paul Falkenberg und Friedl Dicker, die zu den Entdeckungen dieses Projekts zählt. Bis heute bekannte Namen wie der Verleger Samuel Fischer sind ebenso Teil von »tsurikrufn!« wie zu Unrecht in Vergessenheit geratene Künstler.

Eine weitere Entdeckung ist etwa der Maler Hanns Ludwig Katz, der in den 1920er-Jahren in Frankfurt am Main wirkte und 1940 im südafrikanischen Exil starb.

ERINNERUNG Das Jüdische Museum Rendsburg stellt den gebürtigen Kieler Leo Bodenstein vor (1920-1997), der sich nach Amerika retten konnte und nach der Schoa regelmäßig Schleswig-Holstein besuchte.

Von Bodenstein ist auf der »tsurikrufn!«-Webseite ein Zitat zu lesen, das diesem besonderen Erinnerungsprojekt als Motto dienen könnte: »So manche Bürger, auch ich, tun ihr Bestes, daß die Deutschen jüdischen Glaubens, die der Stadt soviel in Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft gegeben haben, nicht in Vergessenheit geraten.«

https://www.tsurikrufn.de/

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025