Werkschau Omer Fast

Schweigen ist Gold

Omer Fast sagt über seine Arbeiten: »Ich bin daran interessiert, eine eigene kleine Welt zu erschaffen und sich in dieser Welt zu verlieren.« Foto: Omer Fast

Er gehört zu den renommiertesten und markantesten Videokünstlern überhaupt – und ist mit seinen Werken sowohl auf der Biennale in Venedig als auch auf dem Filmfestival Berlinale vertreten. Nun erhält der israelische Künstler Omer Fast seine erste Werkschau in Berlin, wo der 44-Jährige seit 2001 lebt. Gezeigt wird die Ausstellung unter dem Titel Reden ist nicht immer die Lösung seit Freitag im Martin-Gropius-Bau.

In der Schau präsentiert Omer Fast insgesamt sechs ältere Video-Installationen sowie eine neue Arbeit. Das Besondere: Die Besucher müssen sich die Arbeiten in eigens für die Ausstellung kreierten Räumen ansehen, die etwa dem Wartezimmer eines Arztes oder dem Empfangszimmer einer Ausländerbehörde nachgebildet sind. Es ist das Spiel mit der Authentizität, das Auflösen der Schnittstelle von Fiktion und Wirklichkeit, das diese Werke von Omer Fast miteinander verbindet.

Kammerspiel »Ich bin daran interessiert, eine eigene kleine Welt zu erschaffen und sich in dieser Welt zu verlieren«, sagt der israelische Künstler über seine Arbeiten. Sein Kino-Regiedebüt Continuity zum Beispiel, das seit Donnerstag dieser Woche in den Kinos angelaufen ist und in kürzerer Version auch im Gropius-Bau gezeigt wird, ist ein verstörendes Kammerspiel über Kriegstraumata, existenzielle Verluste und Identitätskonstrukte.

Dabei ist die Handlung des Videos schnell erzählt: Im Mittelpunkt steht ein junger deutscher Soldat, der nach dem Armeedienst aus Afghanistan nach Hause in die Kleinstadt seiner Eltern zurückkehrt. Diese begrüßen ihn herzlich, doch nach und nach kippt ihre Begegnung ins Unheimliche und Perverse.

Der Zuschauer wird im Unklaren gelassen, ob das Paar seinen Sohn eigentlich verloren hat oder ob es sich um eine Traumsequenz handelt. Denn insgesamt verbringen drei verschiedene, aber vollkommen gleich aussehende Söhne die Nächte im elterlichen Haus. Am Ende verschwinden alle auf mysteriöse Weise – und fest steht wie bei einigen Werken von Omer Fast nur eines: Reden ist auch keine Lösung.

Omer Fast: »Reden ist nicht immer die Lösung«. Martin-Gropius-Bau, bis zum 12. März 2017

www.berlinerfestspiele.de

Literatur

Die Heimatsuchende

Vor 50 Jahren starb Mascha Kaléko. Ihre Dichtung bleibt erschreckend aktuell

von Nicole Dreyfus  15.01.2025

TV-Tipp

Furchtlose Kunstliebhaber in der NS-Zeit

Während des Nationalsozialismus sollten »entartete« Kunstwerke beseitigt werden, aber einige Mutige setzten zur Rettung der Werke ihr Leben aufs Spiel. Eine 3sat-Dokumentation zeichnet einige Fälle nach

von Wolfgang Wittenburg  15.01.2025

Konzerte

Yasmin Levy in München und Zürich

Die israelisch-türkische Künstlerin aus einer sephardischen Familie singt auf Ladino, bzw. Judäo-Spanisch, einer fast vergessenen Sprache

von Imanuel Marcus  15.01.2025

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025