Freiheit, Souveränität, Selbstbewusstsein –solche Begriffe sind es, die einem beinm Namen Elizabeth Taylor als Erstes einfallen. Aber war sie wirklich »die letzte Diva« Hollywoods, als die sie in manchen Nachrufen gepriesen wurde? Tatsächlich verkörperte Taylor, am 27. Februar 1932 in London geboren, noch den Filmstar klassischen Zuschnitts, war fester Bestandteil der großen Studioära.
millionen 15 Jahre lang »gehörte« sie der MGM, erst für Cleopatra (1963) entschied sie sich aus freien Stücken. Zugleich war es dieser Film, für den sie mit einer Vertragsgage von einer Million Dollar zur höchstbezahlten Darstellerin jener Tage aufstieg. Aufgrund der katastrophalen Drehbedingungen mit Ausfällen, enormen Kosten und diversen Drehverlängerungen erhöhte sich ihre Bezahlung auf die damals unerhörte Summe von fünf Millionen.
Bis dahin hatte sie bereits eine Vielzahl ihrer besten Filme gedreht: George Stevens’ dreistündige Texas-Saga Giganten (1956), an der Seite von James Dean, die Tennessee-Williams-Verfilmungen Katze auf dem heißen Blechdach (1958) und Plötzlich im letzten Sommer (1959). In all diesen Streifen spielte Taylor eine starke Frau, umgeben von schwachen Männern. Und es war sicherlich kein Zufall, dass sie zweimal eine Südstaatenschönheit voller emotionaler Intelligenz darstellte.
stärke Vielleicht passten die psychologischen Melodramen von Tennessee Williams einfach am besten zu jener Taylor auf dem Gipfel ihrer Karriere, als sie ihren Kinderjahren entwachsen war und mehr Facetten zeigen wollte als nur das, was man in den 50er-Jahren wahlweise für eine »patente« oder eine »starke« Frau hielt. Der Schlüssel zum Geheimnis dieser Figuren ist die Stärke, die hinter ihrer Zerbrechlichkeit immer spürbar ist. Sie war eine, die unbedingt ihr Recht einforderte: »I want to live!«
Das waren Taylors Glanzzeiten, sicherlich. Aber als noch wichtiger darf gelten, dass Taylor den Übergang in die Gegenwart des modernen Kinos schaffte. In Mike Nichols Wer hat Angst vor Virginia Woolf? etwa spielte sie gemeinsam mit Richard Burton das ultimative Hassliebespaar, das sie auch im wahren Leben in aller Öffentlichkeit zum Besten gaben.
ehemänner Nicht erst diese Beziehung sorgte für Schlagzeilen. Das Private war in Liz Taylors Leben immer auch öffentlich. Das gehörte zur Starpersönlichkeit jener Jahre einfach dazu. Im Alter von 26 schon drei Ehen hinter sich zu haben, passte da ganz gut ins Bild.
Ehemann Nummer drei war der Filmproduzent Mike Todd. Als er kaum ein Jahr später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, heiratete sie bald darauf dessen besten Freund, den Schauspieler Eddie Fisher. Die Verbindung sorgte für einen Skandal, weil Fisher mit der Schauspielerin Debbie Reynolds verheiratet war und Taylor in der Boulevardpresse als Ehebrecherin verurteilt wurde.
rachel Ihre Biografen führen die Verbindung vor allem auf das psychologische Trauma von Todds Unfalltod zurück. Sie habe »den Geist von Michal Todd geheiratet« schrieb ein Kommentator. Seit dieser Ehe ist Taylor auch Jüdin, sie trat ihrem Mann zuliebe über, heiratete 1959 im Beth Shalom Temple von Las Vegas – und blieb dem Judentum auch nach Ende der Ehe treu. Rachel lautete ihr hebräischer Name.
Während ihrer Karriere hat sich Taylor auch sozial stark engagiert, insbesondere in der Schwulenbewegung und seit Ende der Achtziger für AIDS-Kranke. Sie hat, nicht nur in der Liebe immer das gemacht, was sie für richtig hielt. Ein Beispiel für Zivilcourage und liberale Gesinnung.
leben Sowohl durch ihr Privatleben als auch durch ihre späteren Filme wurde Liz Taylor zum Inbegriff einer modernen freien Frau in den offenen liberalen Gesellschaften des Westens, und das lange vor dem Durchbruch der Frauenbewegung. Dazu gehörte auch ein früh entwickelter Überlebenswille. Viermal soll Taylor klinisch tot gewesen sein, zum ersten Mal mit 21 nach einem Herzanfall. Sieben Leben hat die Katze hieß der deutsche Titel ihrer Biografie.
Als veilchenblau hat man Taylors Augen beschrieben. Vielleicht blitzten sie aber gelegentlich auch grün. Wie das Gift und die Leidenschaft.