Meinung

Mit inklusivem Wunsch auf der sicheren Seite

Foto: picture alliance / valentyn semenov/Shotshop

»Fröhliche Weihnachten!« schallt es uns überall entgegen. Die höfliche Kassiererin im Supermarkt, die nette Nachbarin aus dem dritten Stock, der ältere Herr, der gerade unseren Sitzplatz im Bus bekommen hat, und der Kellner in unserem Lieblingsrestaurant lassen sich nicht davon abbringen, uns ein erfreuliches aber christliches Fest zu wünschen.

Es ist ein gut gemeinter Wunsch, der im Dezember immer und überall zu hören ist. In vielen Fällen trifft er den Nagel auf den Kopf. Denn 55 Prozent der Bevölkerung in der Bundesrepublik sind Christen. Die Evangelische Kirche hat mehr als 20 Millionen Mitglieder – und die Römisch-Katholische mehr als 22 Millionen.

Weihnachten ist eines der beiden wichtigsten Feste der Christen. Auch Juden und Mitglieder anderer Minderheiten kennen und schätzen seine Traditionen. Sie feiern in vielen Fällen sogar gern mit, wenn sie Teil von Familien sind, die auch christliche Mitglieder haben.

Amerika lebt es vor

Dennoch: Etwas Vorsicht kann nicht schaden. Die Amerikaner leben dieses Motto vor. Wer in Virginia, New York, Georgia oder in anderen für Multikultur bekannten Bundesstaaten das Diner verlässt oder von der Drive-In-Bank wegfährt, wird meistens den neutralen Wunsch »Happy Holidays!« hören, der auch mit Juden kompatibel ist.

»Happy Holidays« schließt Chanukka ebenso mit ein wie Weihnachten, Kwanzaa oder Diwali. Mit »Schöne Feiertage!« liegen wir auch bei Muslimen, weiteren Religionen, die im Dezember keine speziellen Feiern haben, und bei Atheisten auf der sicheren Seite. »Fröhliche Weihnachten!« irritiert hingegen auch bei ihnen.

Innerhalb von Familien, Gemeinden, Freundeskreisen sowie unter Kollegen – oder wo man sich eben kennt und entsprechend zuordnen kann – spricht selbstverständlich nichts gegen »Ein schönes Chanukkafest!«, »Fröhliche Weihnachten!« oder andere klar definierte, konkrete Wünsche.

In diesem Sinne: »Happy holidays to everyone!«

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