Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler, so lautet eine alte Ernährungsregel. Auch der jüdische Philosoph und Arzt Maimonides hatte bereits vor 800 Jahren den Zusammenhang zwischen einer ordentlichen Morgenmahlzeit und einem gesunden Menschen erkannt und betont.
Doch was viele für ein Diät-Märchen halten, gilt anderen als Grundgesetz, um den kleinen Fettpolstern nachhaltig den Kampf anzusagen oder gar nicht erst moppelig zu werden. Neue Munition erhalten sie jetzt aus Israel. Dort hat ein Medizinerteam unter Leitung von Daniela Jakubowicz von der Sackler-Fakultät für Medizin und Diabetes am Wolfson Medical Center in Holon eine neue Studie erstellt, die jetzt alle Liebhaber süßer Versuchungen frohlocken lässt.
»Selbstverständlich führt jede Diät dazu, dass die Kilos erst einmal purzeln«, beschreibt Jakubowicz das Kernproblem. »Doch das einmal erreichte Wunschgewicht zu halten, daran scheitern die meisten dann wieder.« Welchen Stellenwert das Thema Fettleibigkeit mittlerweile auch in Israel hat, belegen die jüngsten Zahlen der nationalen Statistikbehörde: Rund 49 Prozent der Bevölkerung gelten als übergewichtig, und 54 Prozent wollen ran an den Speck und abnehmen. Die Studie zeigt: Dabei hilft ihnen ausgerechnet Schokolade.
Proteine Warum das Schlankwerden gerade auf süße Weise so erfolgversprechend ist, zeigt eine breit angelegte Versuchsreihe, deren Ergebnisse nun im Fachmagazin »Steroids« veröffentlicht wurden. Dafür teilte man knapp 200 Übergewichtige beiderlei Geschlechts und ohne Diabetes in zwei gleich große Gruppen auf, die eine nahezu identische und kohlenhydratarme Kost – ähnlich der populären Atkins-Diät – erhielten. Die Männer nahmen am Tag maximal 1.600 Kalorien zu sich, die Frauen rund 1.400.
Aber während die eine Gruppe nur ein frugales Frühstück mit gerade einmal 300 Kalorien verspeisen durfte, erhielt die andere Gruppe protein- und kohlenhydratreiche Leckereien mit insgesamt 600 Kalorien. Das Vernaschen von Schokoriegeln, Brownies oder Donuts zur frühen Stunde war dabei sogar ausdrücklich erwünscht.
Bei allen Probanden begannen die Pfunde innerhalb eines Zeitraums von 16 Wochen gleichermaßen zu schmelzen. Doch nach weiteren 16 Wochen gab es eine Überraschung: Wer morgens zur Schokolade griff, sich sonst aber strikt an die erlaubte Gesamtkalorienzahl für den Tag gehalten hatte, der verzeichnete am Ende der achtmonatigen Beobachtungsperiode eine durchschnittliche Gewichtsreduzierung von über 20 Kilo und konnte sein neues Traumgewicht auch ohne Probleme halten. Die anderen dagegen legten plötzlich wieder ordentlich an Kilos zu.
Glückshormone »Das Abnehmen geht häufig einher mit einem erhöhten Appetit, insbesondere nach Kohlehydraten«, erklärt Jakubowicz das Phänomen. »Dafür ist das Hormon Ghrelin verantwortlich, das vermehrt ausgeschüttet wird, wenn man dem Körper weniger Nahrung zuführt.« Ein protein- und kohlehydratreiches Frühstück wirkt da geradezu wie ein Dämpfer.
Doch wer sich morgens zurückhält, der hat schon mittags oft wieder einen Mordshunger und futtert ordentlich. »Der Stoffwechsel geht runter, und die später konsumierten Kohlenhydrate werden dann eher gespeichert«, beschreibt die Expertin die Vorgänge im Körper. Das passt zu den Angaben der Probanden mit dem mageren Frühstück. Sie hatten während der Versuchsreihe im Unterschied zu der anderen Gruppe ständig über Heißhunger geklagt. »Schokolade zum Frühstück dagegen kurbelt den Stoffwechsel an und erhöht gleichzeitig das Denkvermögen«, preist Jakubowicz die positiven Effekte.
Last but not least fördert der morgendliche Verzehr von Süßem die Produktion des glücklich machenden Neurotransmitters Serotonin im Hirn. »Das Serotonin-Level kann tagsüber auch ohne weitere Zufuhr an Naschwerk aufrechterhalten werden.« Kurzum, man fühlt sich nicht schlecht bei einer Diät, die mit Schokolade am Morgen beginnt.