Der israelische Historiker Saul Friedländer ist heute in Frankfurt am Main mit dem »Ludwig-Landmann-Preis für Mut und Haltung« geehrt worden. Die von der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Frankfurt erstmals vergebene Auszeichnung wurde von der Tochter des Preisträgers, Michal Friedländer, entgegengenommen.
Saul Friedländer selbst war zwar nicht im Saal anwesend, wurde aber von seinem US-Wohnort in Los Angeles zugeschaltet. Der Preis ist nach dem ersten jüdischen Oberbürgermeister Frankfurts, Ludwig Landmann (1868-1945), benannt und mit 10.000 Euro dotiert.
Der 88 Jahre alte Holocaust-Zeitzeuge Friedländer wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet, in dem er sich intensiv mit der Schoa und der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandergesetzt und die Situation der verfolgten Jüdinnen und Juden thematisiert hat.
VÖLKERMORD Die Laudatio auf den Historiker hielt der ehemalige Grünen-Politiker und Bundesaußenminister Joschka Fischer. In seiner Rede nannte Joschka Fischer Saul Friedländer »einen der weltweit bedeutendsten Historiker jenes mir bis heute unfassbaren, monströsen Menschheitsverbrechens - des industriell ins Werk gesetzten Völkermords am europäischen Judentum durch Deutsche«.
Der heute in Deutschland wieder zunehmende Antisemitismus »sei nicht nur ein Angriff auf jüdische Menschen, ihre Gemeinden und Synagogen, sondern ein Angriff auf uns alle, auf die deutsche Demokratie und ihre Grundsätze«, sagte Fischer und fügte hinzu: »Nie wieder dürfen wir unsere jüdischen Nachbarn und Mitbürger angesichts der zunehmenden antisemitischen Bedrohung allein lassen. Nie wieder!«.
BIOGRAFIE Saul Friedländer wurde 1932 in Prag als Kind einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren und überlebte die NS-Verfolgung unter falschem Namen in Frankreich. Er war Professor für Geschichte in Tel Aviv und Los Angeles. Für sein zweibändiges Werk »Das Dritte Reich und die Juden« erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2007) und den Pulitzer-Preis (2008).
»Mit dem Preis möchte die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums an das Vermächtnis von Ludwig Landmann erinnern«, sagte deren Vorsitzender Andreas von Schöler. Er habe dank seiner visionären Regierungspolitik Frankfurt in den Jahren von 1924 bis 1933 zu einer modernen Metropole entwickelt.
Weil er Jude war wurde er 1933 seines Amtes enthoben, seiner Pension beraubt und in die Flucht getrieben. Er starb 1945 verarmt im niederländischen Exil. epd/kna/ja
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