Er gilt als der Historiker der Schoa schlechthin. Saul Friedländers zweibändige Studie Das Dritte Reich und die Juden ist das Standardwerk über die Massenvernichtung. Die Vita des Autors, die arte am Sonntag, den 13. Juni um 18 Uhr dokumentiert, könnte den Stoff für einen großen Hollywooodfilm abgeben. Begonnen hat alles in Prag, wo Saul Friedländer am 11. Oktober 1932 geboren wurde. Der Film begleitet ihn in seine Geburtsstadt – in die Stadt, aus der seine Familie während des Zweiten Weltkriegs vor den immer zahlreicheren Judenverfolgern fliehen musste. Friedländer erzählt über diese Flucht und über seine Zeit in einem katholischen Kloster, in dem ihn seine Eltern bei Nonnen versteckten. Während ihr Sohn als Internatsschüler und getaufter Katholik unter dem Namen Paul-Henri Ferland überlebt, werden die Eltern 1942 in Auschwitz ermordet. Erst wenige Tage vor der Weihe zum Jesuitenmönch erfährt Friedländer von seiner jüdischen Identität. Statt sich zum Priester weihen zu lassen, ist er nun wild entschlossen, seine Wurzeln aufzuspüren. Er ist gerade einmal 14 Jahre alt, als er 1946 mit dem Waffenschmugglerschiff Altalena illegal nach Palästina einreist. Um an Bord zu kommen, gibt er sich als älter aus, als er wirklich ist. Später kämpft er im israelischen Unabhängigkeitskrieg und studiert schließlich in Tel Aviv. Heute lebt Saul Friedländer mit seiner Familie in Los Angeles, wo er an der University of California unterrichtet. Als Gastdozent reist er um die Welt. Seine Arbeiten sind preisgekrönt. Als erstem Israeli wurde ihm 2008 der Pulitzerpreis in der Sparte Sachbuch verliehen, und er wurde mit dem amerikanischen McArthur Genius Award ausgezeichnet. Zuletzt bekam er 2007 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. ja
»Saul Friedländer und die Geschichte«
arte, Sonntag, 13 Juni, 18 Uhr