Lisa Fitz

Rothschild, Soros und der Teufel

Kabarettistin Lisa Fitz Foto: dpa

Ein neuer Song der Kabarettistin Lisa Fitz über angebliche finstere Machenschaften in Finanzwelt und Politik stößt auf Kritik. Die Botschaft des Liedes »Ich sehe was, was du nicht siehst« spalte die Gesellschaft, sagte die Expertin für Verschwörungstheorien, Giulia Silberberger, dem Evangelischen Pressedienst in Frankfurt am Main.

Kritik an Politik, Gesellschaft und Korruption sei wichtig. Doch diese Kritik sei zu einfach, zudem sei sie nicht konstruktiv. »Wir brauchen Aufklärung und Solidarität«, sagte Silberberger, Geschäftsführerin von »Der Goldene Aluhut«, einer Berliner Initiative gegen Verschwörungstheorien.

Schatten-staat Am Freitag veröffentlichte der YouTube-Kanal »SchrangTV« den Song »Ich sehe was, was du nicht siehst«. In dem Lied singt Fitz: »Die Welt wird fieser und an wem mag’s liegen?/Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern, Wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn? Rothschilds, Rockefeller, Soros & Consorten, die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten.«

Laut einem Bericht der Münchner »Abendzeitung«, die über den Fall berichtet hatte, wird »SchrangTV« von Heiko Schrang betrieben, einem »Verschwörungstheoretiker«. Schrang veröffentlicht Kurzvideos wie »Geheime Manipulationstricks der Meiden« und »Planen Eliten Bürgerkrieg in Deutschland?«.

Fitz bediene sich klassischer antisemitischer Verschwörungstheorien, erklärte Silberberger, indem sie die Namen von bekannten jüdischen Bankern nenne, die angeblich die weltweite Politik steuerten. Codewörter wie »Rothschilds« oder »Goldman Sachs« nutzen Antisemiten, um auf eine angebliche jüdische Weltverschwörung aufmerksam zu machen. Der Name Rotschild geht zurück auf eine deutsch-jüdische Familie, die vor allem als Bankiers und Investmentbanker bekannt geworden ist.

Codes Vielleicht sei es Fitz nicht einmal bewusst, dass sie antisemitische Botschaften sende, sagte Silberberger. »Doch die Message ist überaus bedenklich.« Im Nachhinein zu sagen, »Das war nicht so gemeint«, sei problematisch, führte Silberberger aus. »Denn der ganze Liedtext ist voll von Codes.« Nach Kritik an dem Lied veröffentlichte Fitz am Sonntag auf Facebook eine Stellungnahme, in der sich von der »Unterstellung« distanziert, antisemitisch zu sein. »Auch bin ich keine Verschwörungstheoretikerin«, schrieb sie in dem Posting.

Verschwörungstheorien erklärten simpel die Welt, sagte Silberberger. Menschen suchten einfache Antworten auf komplexe Fragen, warum es zum Beispiel Kriege gebe. Früher glaubten die Menschen an eine Gottheit oder an Gott. Verschwörungstheoretiker ersetzten den heidnischen oder christlichen Glauben durch den an eine vermeintliche Weltregierung, die alles lenke.

Das Internet fungiere dabei wie ein Beschleuniger. »Früher mussten die Leute zu Esoterik-Treffen, um Gleichgesinnte zu treffen, heute kann jeder von überall eine Verschwörungstheorie im Internet verbreiten«, sagte Silberberger von »Der Goldene Aluhut«. Die Initiative bietet Aufklärung und Beratung im Internet und an Schulen zum Umgang mit Sekten, Extremismus und ideologischem Missbrauch aller Art.

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

»Mein kleiner grüner Kaktus« – ein Leitfaden für Frauen von heute

von Nicole Dreyfus  10.12.2024

Gelsenkirchen

Bayern-Trainer Kompany: Daniel Peretz genießt mein Vertrauen

Daniel Peretz soll Manuel Neuer bis zum Jahresende im Bayern-Tor vertreten. Trainer und Mitspieler vertrauen dem Israeli. Neuer könnte in einem Monat in Gladbach zurückkehren

 10.12.2024

Meinung

PEN Berlin war kurz davor, auf der Seite der Feinde Israels zu stehen

Nur knapp konnte verhindert werden, dass die Schriftstellervereinigung eine Resolution annahm, die von glühender »Israelkritik« geprägt war

von Stefan Laurin  10.12.2024

Beverly Hills

Zahlreiche Juden für Golden Globes nominiert

Darsteller, Regisseure und Komponisten stehen auf der Liste

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Kontroverse

»Da sind mittlerweile alle Dämme gebrochen«

PEN Berlin-Gründungsmitglied Lorenz Beckhardt über den Streit über Israel und den Nahostkonflikt

von Michael Thaidigsmann  10.12.2024