Der britische Sänger Roger Waters, dem israelfeindliche Äußerungen vorgeworfen werden, will gegen die geplanten Konzertabsagen in Frankfurt am Main und München vorgehen. Bislang sei zwar noch kein Gerichtsverfahren anhängig, teilte Rechtsanwalt Ralf Höcker auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) am Mittwoch in Köln mit. »Wir bemühen uns noch um eine außergerichtliche Lösung.« Derweil teilte die Stadt Frankfurt dem epd mit, an der Absage des Konzerts trotz Klageankündigung durch Waters festzuhalten.
Am Dienstagabend hatte Waters über sein Management in London mitgeteilt, rechtlich gegen die geplanten Konzertabsagen in München und Frankfurt vorgehen zu wollen. Waters sei der Ansicht, »dass dieser eklatante Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, ernsthafte und weitreichende Folgen für Künstler und Aktivisten in der ganzen Welt haben könnte, wenn er nicht angefochten wird.«
Rechtsbruch Höcker sagte weiter, man gehe davon aus, dass beide Städte ihre Meinung noch ändern. »Denn es wäre unverantwortlich, wenn sie Rechtsbruch mit Ansage betreiben und im schlimmsten Fall Millionen von Steuergeldern völlig sinnlos in den Sand setzen. Das Geld sollten sie lieber in Projekte gegen Antisemitismus stecken.« Zudem sei das Konzert in Frankfurt noch nicht abgesagt, der Ticketverkauf gehe weiter. »Das Konzert wird stattfinden. Notfalls setzen wir das gerichtlich durch.« In München gelte das gleiche: »Falls das Konzert abgesagt wird, gehen wir vor Gericht und setzen durch, dass es wie vereinbart stattfindet.«
Auf epd-Anfrage teilte ein Pressesprecher des Frankfurter Magistrats im Dezernat Finanzen, Beteiligungen und Personal am Mittwoch mit, dass das Kündigungsschreiben zur Absage des Konzerts von Waters in der Frankfurter Festhalle gegenwärtig zwischen den beiden Messegesellschaftern des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt am Main abgestimmt werde. Daher sei das Dokument auch noch nicht zugestellt. Man halte jedoch an der Anweisung an die Geschäftsführung der Messe zur Absage des Roger-Waters-Konzerts fest. »Daran hat sich auch durch eine Klageankündigung, mit der zu rechnen war, nichts geändert.«
Im Februar hatten die Hessische Landesregierung und der Magistrat der Stadt Frankfurt angekündigt, das für den 28. Mai geplante Konzert in der Frankfurter Festhalle von Waters abzusagen. Grund sei das »anhaltend israelfeindliche Auftreten« des Mitgründers der Rockgruppe Pink Floyd, schrieb die Stadt am 24. Februar auf ihrer Homepage. Mehrfach habe Waters einen kulturellen Boykott Israels gefordert und Vergleiche zum früheren Apartheidregime Südafrikas gezogen, führte die Stadt aus.
Verschwörungstheorien Immer wieder sei der Musiker wegen antisemitischer Verschwörungstheorien aufgefallen, die er unter anderem über Medien, die der Hamas nahestünden, verbreitet habe. Die Stadt Frankfurt am Main ist gemeinsam mit dem Land Hessen, das sich ebenfalls für eine Absage ausgesprochen hat, Gesellschafter der Messe Frankfurt GmbH, der die Festhalle gehört.
Auch in München gibt es Bemühungen, das Konzert von Waters am 21.
Mai in der Olympiahalle abzusagen. Der Wirtschaftsausschuss der Stadt München befasste sich am Dienstag mit dem Thema, reichte die Entscheidung aber an das Stadtratsplenum weiter. Dieses werde sich nun am 22. März mit einem möglichen Auftrittsverbot beschäftigen, sagte ein Sprecher der Stadt dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstagabend. epd