Als Kind überlebte er den Holocaust, den Erwachsenen ließ das Thema nie los: Der österreichische Essayist, Romanautor, Lyriker und Regisseur Robert Schindel feiert am heutigen Freitag seinen 70. Geburtstag. Erst vor Kurzem, am 28. März, war der Autor, bekannt durch seine Gedichte, aber vor allem durch seine Romane Gebürtig und Der Kalte, in Berlin mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet worden.
Robert Schindel wurde am 4. April 1944 in Bad Hall bei Linz als Kind österreichischer Kommunisten jüdischer Herkunft geboren. Seine Eltern waren, als elsässische Fremdarbeiter getarnt, im September 1943 nach Österreich eingeschleust worden, um dort eine Widerstandsgruppe aufzubauen.
Enttarnung Nach ihrer Enttarnung wurden sie im August 1944 nach Auschwitz deportiert. Schindels Vater wurde im März 1945 in Dachau ermordet, seine Mutter überlebte Auschwitz und Ravensbrück und kehrte im Juli 1945 nach Wien zurück, wo sie ihren Sohn wiederfand.
Nach dem Abbruch der Schule und einer Buchhändlerlehre holte Robert Schindel das Abitur nach und begann 1967, Philosophie zu studieren. Seit 1987 arbeitet er als freier Schriftsteller, seit 2009 lehrt er am Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Schindel hat bei Suhrkamp zahlreiche Gedichtbände, Essaysammlungen und Romane veröffentlicht. Zuletzt erschien 2013 sein Roman Der Kalte, eine literarische Aufarbeitung der Waldheim-Affäre in den 80er-Jahren. Gebürtig, erschienen 1988, gilt als einer der wichtigsten Romane der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Darin befasst sich Schindel mit dem Trauma derer, die als Kinder der Nazis und ihrer Opfer versuchen, mit der Geschichte ihrer Eltern fertigzuwerden.