Als Richard Serra, der große US-amerikanische Bildhauer, am 26. März auf Long Island starb, fanden sich einige ähnlich lautende Schlagworte in seinen Nachrufen: Stahlarbeiter, Poet des Stahls, stählerner Künstler gar. Sein Name ist zum Inbegriff einer XXL-Kunst geworden, wie es sie zuvor kaum gegeben hatte – eine zeitgenössische Version des Denkmals vielleicht, eine Art universelle Sinnstiftung über Raum und Zeit hinaus. Und stets aus Metall.
So reduziert einerseits und so mächtig andererseits, dass sie mancher als reines Ärgernis empfand. Serra hat die Kunstwelt der Nachkriegszeit geprägt wie wenige andere Bildhauer. Und sicherlich ist es ebenso der Liebe zum Material wie dem Leben als US-Amerikaner zuzurechnen, dass er in derart großen Maßstäben dachte und baute.
Sohn eines spanischen Vaters und einer russisch-jüdischen Mutter
Richard Serra wurde 1938 als Sohn eines spanischen Vaters und einer russisch-jüdischen Mutter in San Francisco geboren. Er studierte Englische Literatur und später Kunstgeschichte, sein Geld verdiente er im Stahlwerk. Später sollten brachiale Metalle zum Aushängeschild seiner eigenen Kunst werden. Schon davor waren es stets das Material und dessen körperliche Präsenz, die ihn interessierten, wie Gummi, Neon oder Blei. Skulpturen in kleinerem Maßstab gehören zu Serras Werk wie Zeichnungen und Drucke.
Berühmt aber wurde er vor allem für seine massiven Arbeiten aus Eisen oder Stahl, die sich zum Beispiel als Kubus (wie der »Berlin Block for Charlie Chaplin« vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin) oder gebogene Wand im öffentlichen Raum behaupten. Auch am Entwurf des Holocaust-Mahnmals war Serra ursprünglich gemeinsam mit Peter Eisenman beteiligt, die Grundidee eines Stelenfelds stammte von ihm. Nach deutlicher Veränderung des Grundentwurfs im Laufe des Wettbewerbs schied er später aus.
Gut möglich, einer von Serras teils haushohen Skulpturen ganz unverhofft über den Weg zu laufen: Der Künstler hinterlässt der Welt Tonnen geschmiedeten, gerollten und angerosteten Stahls in vielen Dutzend Museen und Metropolen, in der Wüste und am niederländischen Deich. Richard Serras Skulpturen sind auf eine kompromisslose Weise monumental und zugänglich, beides zur gleichen Zeit.