Die Farbe hat mich ... ich bin Maler», schrieb Paul Klee 1914 während seiner Tunesienreise ins Tagebuch – zwölf Tage, die sein Werk deutlich verändern sollten. Farbe, Licht und Schatten faszinierten ihn und hielten Einzug in seine Bilder.
Er malte Aquarelle, die ihm noch während des Ersten Weltkriegs erste Verkaufserfolge brachten. In den 20er-Jahren waren auch seine meist sehr stark abstrahierten kleinen Bilder mit ihren poetischen, häufig humorvollen Titeln wie etwa «Kakendämonisch», «Monsieur Perlenschwein» oder «Zwitschermaschine» stark gefragt.
Vor 75 Jahren, am 29. Juni 1940, starb Paul Klee im schweizerischen Muralto bei Locarno. Geboren wurde der Maler, dessen vielfältiges Werk dem Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus, Primitivismus und dem Surrealismus zugeordnet wird, am 18. Dezember 1879 bei Bern.
In Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen reflektierte er sensibel die Ereignisse seiner Zeit. Er schuf einen «Kosmos, in dem sich Tragikomik und Leichtigkeit, Ernst, Ironie, Spiel und Kalkül vereinen», wie die Kunsthalle Emden zu ihrer aktuellen Ausstellung Paul Klee! schreibt.
Reisen Die Ausstellung zeigt Exponate aus der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, deren Bestände 101 Werke von Klee umfassen. Die Sammlung war mehr als 20 Jahre lang – in Teilen oder als Ganzes – auf Tournee in vielen Ländern der Welt, erklärt die Direktorin der Kunstsammlung, Marion Ackermann.
1898 begann Klee in München an der Kunstakademie mit dem Studium der Malerei und Zeichnung, verließ die Akademie aber nach nur einem Semester und brachte sich fortan das meiste selbst bei. Vor allem auf seinen Reisen nach Italien, Paris und Berlin zeichnete er, oft karikierte er.
Das Kunstmuseum in Bern organisierte 1910 eine erste Einzelausstellung mit 56 seiner Werke. Klee lernte Franz Marc und Alexej von Jawlensky kennen und nahm mit ihnen an der zweiten Ausstellung der Künstlervereinigung «Der Blaue Reiter» teil.
Tunesien 1914 dann unternahm Klee mit August Macke und Louis Moilliet die legendäre Reise nach Tunesien. Er besuchte Kairouan, Saint-Germain, einen Vorort von Tunis, und den Küstenort Hammamet. Die Eindrücke dieser Reise, ihr Einfluss auf seine Kunst, verhalfen ihm letztlich zum Durchbruch als Maler, wie die Kunsthistorikerin Susanna Partsch in ihrem Lexikon der Künstler aus dem Jahre 2006 beschreibt.
Im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs, in den Klee 1916 einberufen wurde, bekannte er gegenüber Alfred Kubin, das Religiöse in seiner Kunst sei nun ganz zum Durchbruch gekommen. 1918 entstand mit «Angelus Descendens» (herabsteigender Engel) auch eines der ersten Engelbilder Klees. Später, wenige Jahre vor seinem Tod, schuf er eine ganze Serie von Engelbildern. «Keine Werkgruppe Klees ist so populär wie seine Engel, die sich trotz ihrer Schlichtheit gegen die farbige Konkurrenz durchgesetzt haben», urteilte die Kunsthistorikerin Christine Hopfengart 2012 anlässlich einer Ausstellung von Klees Engeln in Bern.
Anfang der 20er-Jahre siedelte der Künstler nach Weimar über, später nach Dessau, wo er am Bauhaus Maltechnik unterrichtete.
Wichtig für seine künstlerische Entwicklung war auch eine Ägyptenreise 1928, die sich in streng geometrisch aufgebauten Bildern widerspiegelt etwa dem «Tempelviertel von Pert».
NS-Zeit Klee folgte 1931 einem Ruf an die bereits damals renommierte Kunstakademie nach Düsseldorf. Doch mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten endet sein Aufenthalt in Düsseldorf 1933: Der von den Nazis protegierte Interimsdirektor der Akademie, Julius Paul Junghanns, schrieb an den Regierungspräsidenten, Klee werde «als Jude und als Lehrer für unmöglich und entbehrlich angesehen».
Die Nationalsozialisten forderten daraufhin von ihm einen sogenannten Ariernachweis. Klee, der nicht jüdisch war, verzichtete vorerst darauf, diesen Beweis zu erbringen.
Seiner Schwester Mathilde schrieb er im April 1933: «Von mir aus etwas gegen so plumpe Angriffe zu unternehmen, scheint mir unwürdig. Denn: Wenn es auch wahr wäre, dass ich Jude bin und aus Galizien stammte, so würde dadurch an dem Wert meiner Person und meiner Leistung nicht ein Jota geändert.»
emigration Der Maler bleibt zunächst in der Stadt und zeichnet rund 250 Bilder als seine Stellungnahme zur «nationalsozialistischen Revolution». Ende 1933 emigriert Klee in die Schweiz, die Nazis diffamieren seine Kunst als «entartet». An seinem neuem Wohnort Bern entstanden Werke wie «Von der Liste gestrichen» oder – als er schon krank war – «Insula dulcamara», das man mit «bittersüße Insel» übersetzen könnte. Klee litt an der Bindegewebserkrankung Sklerodermie und wusste, dass er sterben würde.
1937 malte er als Reaktion auf die NS-Ausstellung Entartete Kunst das Bild «Revolution des Viaductes»: Brückenbögen, die nur nebeneinander stehend eine Brücke bilden können, tanzen aus der Reihe. Sie sind mal größer, mal kleiner und in verschiedenen Farben gehalten – eine Individualität, die die Nationalsozialisten mit allen Mitteln unterdrücken wollten. Das Jahr vor seinem Tod gilt mit 1253 entstandenen Arbeiten als das produktivste in Klees künstlerischem Schaffen.
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