Hamburg

Protest gegen Ruangrupa-Gastprofessur

Protest in Hamburg Foto: picture alliance/dpa

Obwohl das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa auf der diesjährigen documenta in einen beispiellosen Antisemitismus-Skandal verwickelt war, hält die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK) daran fest, zwei Mitgliedern der Gruppe eine Gastprofessur zu erteilen.

Gegen diesen Lehrauftrag haben am Donnerstag auch Mitglieder der Hamburger Bornplatzsynagoge zu einer spontanen Protestaktion unter dem Motto »Wir sind keine Schweine« aufgerufen. Vor der Hochschule demonstrierte unter anderem Shlomo Bistritzky, Landesrabbiner der Hansestadt.

Neben Rabbiner Bistritzky nahmen auch der Unternehmer Daniel Sheffer, die Studentin Shelly Meyer sowie der Journalist Benjamin Bigger teil. Gemeinsam forderten sie, dass die an Reza Afisina und Iswanto Hartono erteilten Gastprofessuren zurückgezogen werden. Unter ihrer Verantwortung war es möglich, dass auf der documenta fifteen antisemitische Bilder, wie etwa jene, die geldgierige Juden mit einer Schweinsnase zeigten, zu sehen waren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

MEssage Shlomo Bistritzky sagte der Jüdischen Allgemeinen, für ihn sei klar, dass diese Gastprofessuren nicht bestehen bleiben können. Zu der spontanen Protestaktion sagte er: »Es war wichtig, diese Message in die Welt zu bringen.« In der kommenden Woche werde sich der Rabbiner zudem mit Martin Köttering, Präsident der HfBK, zum Gespräch treffen.

»Ich bin bereit mit ihm in den Dialog zu gehen«, hält Bistritzky fest. Seine Kritik bleibt jedoch bestehen, insbesondere an der Reihenfolge, wie Köttering vorging: »Er hätte diese Idee früher zur Diskussion bringen müssen.« Erst nach dem Ergebnis solcher Gespräche, hätte darüber gesprochen werden können, ob Gastprofessuren an Ruangrupa-Künstler vergeben werden oder nicht. Das Problem sei für Bistritzky aber nicht allein die Reihenfolge, denn sie spiele ohnehin keine Rolle, »solange die beiden Künstler nicht für ihre Fehler einstehen und sich nicht dafür entschuldigen.«

Versteckter Antisemitismus sei »eine noch gefährlichere Stufe«, warnt Rabbiner Shlomo Bistritzky

Ein Rückzug der Gastprofessuren ist bislang noch nicht erfolgt. Bistritzky befürchtet dadurch nun, dass nicht nur offener Antisemitismus weiteren Einzug in die Kunstwelt erhält, sondern auch versteckter. »Das ist eine noch gefährlichere Stufe«, warnt er.

Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg, erklärte auf Anfrage: »Es ist richtig, dass, als diese Gastprofessuren geplant wurden, die documenta noch nicht stattgefunden hatte, aber nicht umsonst hatte der Zentralrat im Vorfeld gewarnt.« Genauso wie der Zentralrat wissen konnte, um wen es sich da handelt, hätte es die HfBK wissen können, sagt Stricharz. Und: »Aus unserer Sicht setzt sich jemand, der BDS unterstützt, für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ein, nämlich gegen die Gruppe der Juden und Israelis.«

Für Stricharz sei eine Ausladung der beiden Künstler »keine heilige, unantastbare Sache«. Er ist überzeugt: »Wenn man schon nicht aufgrund des vorherigen Verhaltens von einer Einladung absieht, hätte man jetzt, nachdem die documenta stattfand und ganz Deutschland weiß, wie die documenta stattfand, die beiden ausladen müssen.«

Dass weiterhin an dem Lehrauftrag festgehalten werde, mit der Begründung, reden zu müssen, hält Stricharz für einen Versuch der Relativierung und sagt: »Ich habe kein Gesprächsbedarf mit Leuten, die antisemitische Kunst ausstellen und BDS unterstützen.«

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«- Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  25.04.2025

100 Jahre "Der Prozess"

Was Kafkas »Der Prozess« mit KI und Behörden-Wirrwarr gemeinsam hat

Seine Liebesworte gehen auf TikTok viral. Unheimlich-groteske Szenen beschrieb er wie kein Zweiter. In Zeiten von KI und überbordender Bürokratie wirkt Franz Kafkas Werk aktueller denn je - eben kafkaesk

von Paula Konersmann  25.04.2025

Reykjavik

Island fordert Ausschluss Israels vom ESC

Das Land schließt sich damit der Forderung Sloweniens und Spaniens an. Ein tatsächlicher Ausschluss Israels gilt jedoch als unwahrscheinlich

 25.04.2025

Popkultur

Israelfeindliche Band Kneecap von zwei Festivals ausgeladen

Bei Auftritten verbreiten die irischen Rapper Parolen wie »Fuck Israel«. Nun zogen die Festivals Hurricane und Southside Konsequenzen

von Imanuel Marcus  25.04.2025

Berlin/Brandenburg

Filmreihe zu Antisemitismus beim Jüdischen Filmfestival

Das Festival läuft vom 6. bis 11. Mai

 25.04.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  24.04.2025