Frankfurt/Main

Privat wie nie zuvor

Im Mittelpunkt der Frankfurter Ausstellung: der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920–2013) Foto: dpa

Am heutigen Dienstag wäre der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki 95 geworden. Aus diesem Anlass widmet das Literaturarchiv der Goethe-Universität dem 2013 verstorbenen Frankfurter unter dem Motto Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in unbekannten Fotos und Dokumenten eine ganz besondere Ausstellung.

Sein Sohn Andrew Ranicki hat für die Schau erstmals die Familienalben mit Hunderten Fotos geöffnet, die das Leben seiner Eltern von den Jahren in Polen und Großbritannien bis zu Reich-Ranickis Epoche bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« abbilden. Die fotografischen Zeugnisse reichen von 1945, als Reich-Ranicki nach Kriegsende das völlig zerstörte Warschauer Ghetto besuchte, über seine Jahre als Konsul in London, Literaturkritiker in Warschau und Mitarbeiter der Wochenzeitung »Die Zeit« in Hamburg bis ins letzte Lebensjahr 2013.

premiere In der Ausstellung des Literaturarchivs der Goethe-Universität werden Fotos und Dokumente erstmals öffentlich gezeigt, was in Verbund mit weiteren Frankfurter Institutionen geschieht, an denen Reich-Ranickis Erbe wirkt. Die Besucher können sich mehr als 200 Familienfotos ansehen, reproduziert in Formaten von A 4 bis 100 x 70 cm und von den Kuratoren gemeinsam mit Andrew Ranicki kommentiert.

Das Historische Museum steuerte den Schreibtisch Reich-Ranickis bei, das Jüdische Museum seine Sammlung von Autorenbildern und das Literaturarchiv der Goethe-Universität den Lesesessel aus der Privatwohnung.

archivalien Die Freundin und Nachbarin Eva Demski lieh der Ausstellung das Biedermeierensemble, an dem Teofila und Marcel Reich-Ranicki Weihnachten zu feiern pflegten. Zu den privaten Artefakten stoßen Archivalien aus seiner beruflichen und intellektuellen Heimat, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Marcel Reich-Ranickis Sohn Andrew äußerte sich nach dem Besuch der Ausstellung erfreut über die Schau. »Es ist eine sehr schöne Ausstellung geworden«, sagte der in Schottland lebende Mathematikprofessor im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Genial finde ich die Idee, einen Fernseher mitten in den Raum zu stellen, auf dem in Dauerschleife seine TV-Auftritte gezeigt werden.« epd/ppe

»Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in unbekannten Fotos und Dokumenten, kuratiert von Wolfgang Schopf und Uwe Wittstock«. Literaturarchiv der Goethe-Universität, bis 30. Juni

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