Beschwerden wegen einer Anzeigenkampagne der »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« (INSM) gegen Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock beschäftigen nun auch den Deutschen Presserat und den Deutschen Werberat.
Derzeit lägen dem Presserat drei Beschwerden vor, eine gegen die Printausgabe der »Süddeutschen Zeitung«, zwei gegen die Internetseite der Zeitung, sagte der Leiter des Beschwerdemanagements, Arno Weyand, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beim Werberat gingen unter anderem Beschwerden ein, weil die Anzeige religiöse Gefühle verletze.
anzeige Die Initiative, die nach eigenen Angaben durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie finanziert wird, hatte in den Freitagsausgaben überregionaler Tageszeitungen und auf Internetportalen eine große Anzeige geschaltet, in der Baerbock als Mosesfigur mit zwei Steintafeln dargestellt wird. Überschrieben ist die Anzeige, die unter anderem in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, der »Süddeutschen Zeitung« und im Berliner »Tagesspiegel« erschien, mit dem Slogan »Wir brauchen keine Staatsreligion«. Auf den Tafeln waren statt Geboten Verbote zu lesen.
Die beim Presserat eingegangenen Beschwerden kritisierten Weyand zufolge die massive Platzierung der Anzeige auf dem Online-Portal der »Süddeutschen Zeitung« in direkter Kombination mit einem Bericht über den Parteitag der Grünen. Das Aufeinandertreffen von Anzeige und Artikel werfe die Frage auf, ob die Veröffentlichung möglicherweise gegen Ziffer 7 des Pressekodex verstoße. Danach muss es eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Werbung geben.
Die Anzeige hatte heftige Kritik ausgelöst. Antisemitismusexperten und Theologen kritisierten, sie bediene antisemitische Klischees. epd