In drei Kategorien wurde am Donnerstag der Buchpreis der Leipziger Buchmesse vergeben: Belletristik, Sachbuch und Übersetzung. Fünf Werke waren jeweils nominiert. In der Kategorie Sachbuch wurde Regina Scheer mit Bittere Brunnen – Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution ausgezeichnet. Das Buch erzählt die Lebensgeschichte einer außergewöhnlichen Frau.
»Eine Alternative zum Kapitalismus ist möglich, eine Welt ohne Krieg, Armut und Ausbeutung: Davon ist die junge Jüdin Hertha Gordon, später Walcher, überzeugt, als sie sich in den 1910er-Jahren den Sozialisten anschließt und in den Kampf stürzt«, schreibt der Penguin Verlag. »Hautnah erlebt sie den großen Traum von der Revolution, aber auch das Scheitern und schmerzhafte Ende der Illusionen mit. Die Geschichte ihres Jahrhundertlebens ist das Panorama einer Epoche.«
Regina Scheer erzählt von dem Schicksal einer Frau in unruhigen Zeitläufen, geprägt von existenziellen Auseinandersetzungen unter Gleichgesinnten in der Weimarer Republik, während die Nazis bedrohlich erstarken, von Widerstand, Flucht und Exil sowie der Hoffnung auf den Aufbau eines anderen Deutschland nach dem Krieg.
Regina Scheer habe Hertha Walcher (1894–1990) seit ihrer Kindheit gekannt und über viele Jahre Gespräche mit ihr geführt, so der Verlag. Die Autorin biete »einen außergewöhnlichen, sehr privaten Blick auf eine beeindruckende Frau, die klandestin nach Moskau reiste, um Dokumente zu überbringen, und dort Lenin und Stalin begegnete«. Voller Empathie erzähle Scheer von einem »entbehrungsreichen Leben im Dienst einer großen Idee, von unzerstörbarer Hoffnung, von Verbundenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch von erbittertem Streit unter Menschen, die doch das gleiche Ziel verfolgen«.
begründung In der Begründung der Jury für die Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse heißt es: »Teilnehmende Biographik – so könnte man Regina Scheers Lebensbeschreibung von Hertha Gordon-Walcher nennen. Scheer war mit ihr befreundet und erzählt auf der Grundlage jahrelanger Gespräche.« Die jüdische Kommunistin, die 1894 geboren wurde und 1990 kurz nach der deutschen Wiedervereinigung starb, sei »Zeitzeugin einer permanenten Desillusionierung in Kaiserreich, Weimarer Republik, ›Drittem Reich‹, Exil und DDR, die aber ihrem politischen Idealismus nichts anhaben konnte«.
Für die beste Übersetzung wurde Johanna Schwering mit dem Preis geehrt. Sie übertrug Die Cousinen von Aurora Venturini aus dem Spanischen ins Deutsche. In der Rubrik Belletristik wurde der Verleger und Autor Dinçer Güçyeter mit dem Preis der Buchmesse für sein Werk Unser Deutschlandmärchen bedacht. ja