»And Just Like That«

Politisch korrekte Fortsetzung

In der Nachfolge-Serie von »Sex And The City« gibt es unter anderem eine Batmizwa, die nicht nach Plan verläuft

von Ayala Goldmann  07.10.2022 09:33 Uhr

Wieder vereint: Miranda, Carrie und Charlotte Foto: imago images/ZUMA Press

In der Nachfolge-Serie von »Sex And The City« gibt es unter anderem eine Batmizwa, die nicht nach Plan verläuft

von Ayala Goldmann  07.10.2022 09:33 Uhr

Wer Carrie Bradshaw schon in Sex and the City gehasst hat, wird seine Einstellung zu der Figur in der Nachfolge-Serie kaum ändern. Die erste Staffel von And Just Like That ist in Deutschland zu sehen – zwölf Jahre nach dem zweiten Kinofilm Sex and the City 2 (2010) und 24 Jahre nach der Erstausstrahlung der Kultserie (1998). And Just Like That läuft im Pay TV bei Sky und im Free TV auf Vox, dort mit bisher überschaubaren Quoten.

Ob es daran liegt, dass die New Yorker Freundinnen Carrie (Sarah Jessica Parker), Miranda (Cynthia Nixon) und Charlotte (Kristin Davis) – ohne Samantha, die nicht mehr mit von der Partie ist – nun Mitte 50 sind? Sarah Jessica Parker (57) sieht das natürlich anders: »Ich glaube, junge Frauen können sich in dieser Geschichte immer noch gut wiederfinden. Es geht darum, Freundschaften zu finden, die etwas bedeuten, eine Arbeit, die einen erfüllt, und der Liebe zu folgen, selbst wenn sie einen blutig die Straße hinabschleift.«

REISSBRETT Doch während 1998 vier weibliche Hauptdarstellerinnen, die offen über Intimes sprechen, eine Sensation waren, standen die Drehbuchautoren von And Just Like That wohl unter Druck, in den 2020er-Jahren mehr zu erzählen als die Beziehungsprobleme weißer reicher Frauen. Nun ist die Handlung zwar »politisch korrekt«, wirkt aber nicht authentisch. Die schwarzen und nichtbinären Heldinnen, die Carrie, Miranda und Charlotte begleiten, erscheinen wie am Reißbrett entworfen: gute Menschen per se, deren Charakter nicht infrage gestellt wird.

Auch einen jüdischen Dreh gibt es: eine Batmizwa, die nicht nach Plan verläuft. Rose, Kind von Charlotte York Goldenblatt, sieht sich nicht als Mädchen und heißt fortan »Rock«. Nun möchte der nichtbinäre Teenager, der keine Tochter (hebräisch: Bat) sein will, auch keine Batmizwa mehr. Die zum Judentum konvertierte Mutter organisiert für Rock also eine »Their Mitzvah« (wer die Sache mit den Pronomina noch nicht verstanden hat, erhält hier eine Lektion).

Diese Geschichte wiederum macht And Just Like That sehenswert, jedenfalls für jüdische Mütter. Denn als Rock in letzter Minute die Zermonie verweigert, ist Charlotte so verzweifelt, wie wir wohl alle reagieren würden: »Ich habe als Jüdin und als Mutter versagt!« Doch die Party muss steigen: »Hier sind 300 Leute, 130 Challot, ein Regenbogen-Chai und ein Trans-Rabbiner!« Wer allerdings zur Tora aufgerufen wird, ist eine andere Frage. Eine zweite Staffel ist inzwischen in den USA geplant.

»And Just Like That« läuft am Dienstag, den 11. Oktober ab 20.15 Uhr auf VOX.

Haushaltslage im Land Berlin

Topographie des Terrors befürchtet Einschränkungen

Stiftungsdirektorin Andrea Riedle sieht vor allem die Bildungsarbeit gefährdet

 26.12.2024

Rezension

Fortsetzung eines politischen Tagebuchs

In seinem neuen Buch setzt sich Saul Friedländer für die Zweistaatenlösung ein – eine Vision für die Zeit nach dem 7. Oktober ist allerdings nur wenig greifbar

von Till Schmidt  26.12.2024

Medien

Antisemitische Aggression belastet jüdische Journalisten

JJJ-Vorsitzender Lorenz Beckhardt fordert differenzierte und solidarische Berichterstattung über Jüdinnen und Juden

 26.12.2024

Rezension

Ich-Erzählerin mit böser Wunde

Warum Monika Marons schmaler Band »Die Katze« auch von Verbitterung zeugt

von Katrin Diehl  25.12.2024

Bräuche

»Hauptsache Pferd und Kuh«

Wladimir Kaminer über seine neue Sendung, skurrile Traditionen in Europa und das Drecksschweinfest in Sachsen-Anhalt

von Nicole Dreyfus  25.12.2024

Dessau

Was bleibt

Am Anhaltinischen Theater setzt Carolin Millner die Geschichte der Familie Cohn in Szene – das Stück wird Anfang Januar erneut gespielt

von Joachim Lange  25.12.2024

Kolumne

Aus der Schule des anarchischen Humors in Minsk

»Nackte Kanone« und »Kukly«: Was mich gegen die Vergötzung von Macht und Machthabern immunisierte

von Eugen El  24.12.2024

Rezension

Die Schönheit von David, Josef, Ruth und Esther

Ein Sammelband bietet Einblicke in die queere jüdische Subkultur im Kaiserreich und der Weimarer Republik

von Sabine Schereck  24.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024