Wie der Zufall so spielt. So hätte der Fotograf Peter Loewy seine Bilderserie auch nennen können. Ganz zufällig kam Loewy, von dem 1996 der Band Jüdisches erschien und 2006 Private Collection, dazu, Zeichnungen aus Kunstbänden abzufotografieren. Eine Freundin hatte eine Frau aus einem Kostümbuch abgemalt, er beugte sich mit seiner Kamera über die Zeichnung. Und war ob der visuellen Veränderungen erstaunt. Und machte weiter. Vom Work in Progress Zeichnungen, an dem Loewy seit mehreren Jahren arbeitet, ist nun eine Auswahl von 50 Aufnahmen in der Staatlichen Graphischen Sammlung in Münchens Pinakothek der Moderne zu sehen.
irritation Der 1951 in Israel geborene, in Frankfurt/M. lebende Loewy nennt seine Serie »eine Liebeserklärung an die Zeichnung«. Für seine Ausschnitte von Köpfen in starker Vergrößerung, in Schwarzweiß und absichtsvoll verschwommen, hat er sich bei Alten Meistern wie Rembrandt, Dürer oder Watteau ebenso bedient wie bei der Klassischen Moderne, bei Hopper, Klimt, Courbet. Und bei zeitgenössischen, von ihm verehrten Künstlern wie David Hockney, R. B. Kitaj und Alex Katz. Jeweils zu einer Gruppe von vier Porträts zusammengestellt, lösen die Bilder beim Betrachter immer stärkere Irritation aus. Was ist hier noch Zeichnung, was nicht mehr Foto? Welche Rolle spielt Erinnern, welche Vergessen? Schleicht sich in den immer breiter werdenden Spalt unsicher machenden Zweifels nicht die Assoziation von Verschwinden und von Auslöschung? Schon bei der Eröffnung fügte eine Besucherin der Dimension der Loewyschen Arbeiten noch eine weitere hinzu. Sie machte mit ihrer Digitalkamera von einem abfotografierten Fotoporträt Loewys – ein Foto.
Peter Loewy: »Zeichnungen. Eine Ausstellung mit Photoportraits«, Pinakothek der Moderne München, bis 11. April.
www.pinakothek.de