Ohne Geld und Papiere, nur mit seiner Kamera im Gepäck, kam Israel Biderman 1930 aus Litauen nach Paris. Er wollte Bildberichterstatter werden. Doch zunächst schlug der 19-Jährige sich als Fotolaborant durch, bevor er ein eigenes kleines Atelier eröffnete. Als die Deutschen 1940 in die französische Hauptstadt einrückten, war es damit vorbei. Biderman flüchtete in den unbesetzten Süden. 1944 schloss er sich der Résistance an. Mit den von harschen Kontrasten geprägten Bildern, die er von seinen Kampfgenossen machte, wurde der Fotograf bekannt.
Nach der Befreiung ging der Karrieretraum des Jungen aus dem Schtetl in Erfüllung. Unter seinem Künstlernamen »Izis« brachte Biderman es zum Spitzenfotografen der großen Illustrierten Paris Match. Er porträtierte Stars wie Grace Kelly, Orson Welles und Gina Lollobrigida, machte Reportagereisen nach England, Algerien und in den jungen Staat Israel, veröffentlichte erfolgreiche Fotobücher. Eines nannte sich Paris des rêves – »Paris der Träume«.
melancholie So heißt auch eine große Ausstellung im Berliner Willy-Brandt-Haus, in der noch bis zum 23. Januar 2011 300 Bilder von Izis gezeigt werden. Anlass ist der 100. Geburtstag des Fotografen am 17. Januar 2011. Es ist die erste Schau in Deutschland überhaupt, die Bilder dieses Fotografen zeigt, den sein Freund, der Dichter Jacques Prévert einmal als »staunen- den Passanten« charakterisierte. Zu sehen sind Porträts von Berühmtheiten wie Albert Camus oder der Schriftstellerin Colette, nächtliche Straßenszenen aus Paris, Bilder von Jahrmärkten und Zirkussen, Reportagen aus dem England und Israel der frühen 50er-Jahre – alle in Schwarz-Weiß und geprägt durch die für Izis charakteristische poetische Melancholie. ja
»Izis: Paris der Träume«. Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140, 10963 Berlin-Kreuzberg. Bis 23. Januar 2011
www.willy-brandt-haus.de