Weltpremiere in New York

Ovationen für Weinstein-Film

Maria Schrader (r.) mit der Hauptdarstellerin ihres neuen Films Carey Mulligan Foto: picture alliance / Mike Raison/dmg media Licensing

Weltpremiere in New York

Ovationen für Weinstein-Film

Regisseurin ist die Deutsche Maria Schrader - die nun eine heiße Kandidatin in der Filmpreissaison sein dürfte

von Barbara Munker, Lisa Forster  15.10.2022 21:06 Uhr

Mit der gefeierten Weltpremiere des Weinstein-Films »She Said« ist die deutsche Regisseurin Maria Schrader auf internationalem Erfolgskurs. Das Drama der 57-Jährigen (»Unorthodox«, »Ich bin dein Mensch«) wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York vom Publikum mit langem Applaus und Standing Ovations bedacht.

Schraders Werk dürfte - auch wegen des Themas, das ein dunkles Kapitel der Hollywood-Geschichte beleuchtet - ein heißer Kandidat in der Filmpreissaison werden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»She Said« erzählt von den beiden »New York Times«-Reporterinnen Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan), die 2017 die sexuellen Übergriffe des inzwischen verurteilten Sexualstraftäters und ehemaligen US-Filmmoguls Harvey Weinstein enthüllten.

Der Film zeigt, wie die Reporterinnen eingeschüchterte Opfer treffen, Weinstein-Mitarbeiter aufsuchen, sich mit Anwälten anlegen, beschattet werden - und mit Vorgesetzten diskutieren, ob die Story veröffentlicht werden kann. 

»Das ist sehr aufregend«, sagte Schrader und strahlte auf der Bühne beim New York Film Festival. »Das ist mein erstes Mal beim »New York Times«-Film Festival«, erklärte sie - bis ihr der Fehler im Namen des Filmfests auffiel und sie scherzte: »Ich bin immer noch in einem anderen Kosmos.«

Sicherlich wird es nicht die letzte internationale Bühne sein, auf der die Filmemacherin stehen wird. Geboren 1965 in Hannover, machte sich Schrader zunächst seit den 1990er Jahren einen Namen als Schauspielerin im deutschen Film. Gefeiert wurde sie etwa für ihre Rolle im Drama »Aimée & Jaguar« (1999). Einige Jahre später begann sie, auch als Regisseurin zu arbeiten. 

Ein großer Erfolg wurde ihre 2016 veröffentlichte Regiearbeit »Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika« mit Josef Hader in der Hauptrolle. 2020 bekam sie große Aufmerksamkeit für die Netflix-Miniserie »Unorthodox« über die Flucht einer jungen Frau aus einer ultrareligiösen Lebenswelt. Ihr Spielfilm »Ich bin dein Mensch« (2021) wurde schließlich der deutsche Kandidat im Rennen um den Auslands-Oscar.

Die Geschichte einer Frau, die eine Beziehung zu einem Roboter anfängt, brachte ihr erstmals größere Aufmerksamkeit in Hollywood ein - auch wenn es »Ich bin dein Mensch« nicht in die Endrunde der Nominierungen für den besten internationalen Film schaffte. Dies wird sich mit »She Said« sicherlich verstärken.

Eine deutsche Regiearbeit im Fokus der internationalen Filmbranche, das ist eine Seltenheit. In der US-Presse bekam der Film nach der Premiere weitgehend positive, wenn auch keine begeisterten Kritiken. »Maria Schraders Spielfilm beschreibt die Investigativrecherche über Harvey Weinstein mit Sorgfalt und Zurückhaltung«, schrieb etwa »Vanity Fair«. Im »Hollywood Reporter« hieß es, »She Said« schildere die Arbeit der Journalistinnen auf sensible Weise.

Für den investigativen »New York Times«-Artikel hatten die Schauspielerin Ashley Judd und andere Frauen erstmals öffentlich den Missbrauch durch Weinstein geschildert. Gemeinsam mit Ronan Farrow vom Magazin »New Yorker« gewannen Twohey und Kantor einen Pulitzer-Preis für ihre Enthüllungen. 

Die von Dutzenden Frauen erhobenen Missbrauchsvorwürfe gegen Weinstein brachten 2017 die weltweite MeToo-Bewegung ins Rollen. Der Produzent wurde 2020 in New York unter anderem wegen Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt. Derzeit steht er in einem weiteren Prozess wegen sexueller Übergriffe in Los Angeles vor Gericht.

Judd und andere Aktivistinnen waren bei der New Yorker »She Said«-Premiere mit dabei. Nach dem US-Start Mitte November soll der Film am 8. Dezember auch in die deutschen Kinos kommen.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025