Heidelberg

»Ort des Gesprächs«

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Zentralratspräsident Josef Schuster, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und IRGW-Vorstandsvorsitzende Barbara Traub (v.l.) Foto: dpa

Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS) begeht derzeit gleich zwei Jubiläen. Neben dem 200-jährigen Bestehen der »Wissenschaft des Judentums« feiert die Hochschule in diesem Jahr auch den 40. Jahrestag ihrer Gründung 1979.

Aus diesem Anlass lud die HfJS am Montag im Rahmen einer internationalen Fachtagung zu 200 Jahren Wissenschaft des Judentums gemeinsam mit ihrem Träger, dem Zentralrat der Juden in Deutschland, zu einem großen Festakt in der Aula der Neuen Universität in der Heidelberger Altstadt ein.

ehrengast Ehrengast beim Festakt war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In seiner Begrüßung erinnerte HfJS-Rektor Johannes Heil daran, dass man bei aller Freude über die Gründung der HfJS 34 Jahre nach der Schoa nicht vergessen sollte, dass es ein noch freudigerer Anlass gewesen wäre, den 90. Geburtstag von Anne Frank feiern zu können.

Auch im Hinblick auf wiederaufkeimenden Antisemitismus forderte Heil die HfJS und alle anderen Bildungsinstitutionen dazu auf – in Anspielung auf den Geburtstag des berühmten Philosophen –, »mehr Habermas zu wagen«, also streitbarer in der Gesellschaft aufzutreten.

»Hier wird jüdisches Leben bewahrt, vor allem aber wird es gelebt.« Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

SYMBOL Frank-Walter Steinmeier nannte die Heidelberger Hochschule in seinem Grußwort »ein Symbol der Versöhnung und ein Versprechen für die Zukunft. Hier wird jüdisches Leben bewahrt, vor allem aber wird es gelebt«. Die HfJS sei ein »Ort des Gesprächs in Zeiten der Lautstärke«. Damit nahm der Bundespräsident Bezug auf »Hass und Gewalt« in der Öffentlichkeit und im Internet und auf die »fast täglichen« antisemitischen Übergriffe.

Die jüngsten antisemitischen Schmierereien im Jüdischen Museum und der Synagoge von Augsburg bezeichnete er als »abscheulich und widerwärtig«, wofür er spontanen Applaus bekam. Der Schutz jüdischer Bürger, so Steinmeier, sei Aufgabe des Rechtsstaates und dürfe nicht allein auf die Zivilgesellschaft abgewälzt werden. Dennoch: »Der Kampf gegen Antisemitismus geht auch jeden Einzelnen an.«

In seinem Grußwort sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden: »Das Jahr 1979 war in gewisser Hinsicht denkwürdig für die jüdische Welt: Erstmals fand der Eurovision Song Contest in Israel statt, und das Gastgeberland gewann. Zum Wort des Jahres wurde 1979 der Begriff ›Holocaust‹ gewählt – was mit der gleichnamigen amerikanischen Fernsehserie zu tun haben dürfte. Und schließlich wurde hier in Heidelberg die Hochschule für Jüdische Studien gegründet.«

Seither sei die HfJS ein »fester Bestandteil des jüdischen Geisteslebens geworden, der nicht mehr wegzudenken ist«.

Lesen Sie mehr in der nächsten Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025

Kino

Echte Zumutung

Ronan Day-Lewis drehte mit seinem Vater Daniel als Hauptfigur. Ein bemühtes Regiedebüt über Gewalt und Missbrauch

von Maria Ossowski  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025