Fast wie im hochmittelalterlichen Persien: Beim Gang durch die Innenräume des Hauses des Paradieses nach dem Vorbild des Palastes von Ala Schah fühlt man sich um ein Jahrtausend zurückversetzt. Sogar der Kopf des Seldschukenführers, der vor dem Thron des Schahs liegt, wirkt wie gerade abgeschlagen und sorgt beim Betrachter für schauriges Grausen.
20 Tage haben die Dreharbeiten zur Verfilmung von Noah Gordons Bestsellers Der Medicus in diesen Kulissen auf dem Gelände des Kölner MMC-Studios gedauert. Zahlreiche Hollywood-Stars, wie Sir Ben Kingsley und Stellan Skarsgard, waren mit dabei. Zuvor standen sie für den in England spielenden Teil der Handlung in Sachsen-Anhalt und Thüringen vor der Kamera. Nun geht die Produktion in Marokko weiter. Doch vorher gestattete Regisseur Philipp Stölzl (Nordwand) noch einen Blick hinter die Kulissen.
Buchvorlage 30 Millionen Mal verkaufte sich Der Medicus weltweit, davon allein sechs Millionen Mal in Deutschland. Es ist die Geschichte des katholischen Engländers Robert »Rob« Jeremy Cole, im Film von Tom Payne gespielt, der sich im 11. Jahrhundert als Jude ausgibt, um nach einer langen Wanderung im persischen Ishfahan beim besten Arzt der damaligen Zeit Medizin zu studieren. Ibn Sina Avicenna (Ben Kingsley) lehrt Medizin an einer Madrassa, einer Religionsschule, an der auch Recht und Islamkunde studiert werden kann – eine Frühform der Universität, wie es sie in Europa erst in dieser Qualität erst später geben sollte. Nur Muslime und Juden werden hier zugelassen. Christen wie Rob hingegen würden in Europa als Ketzer verfolgt, wenn sie hier dennoch studierten.
Die Geschichte von Rob, der sich als Jude verkleidet, um in Persien Arzt zu werden, von Juden als einer der ihren angesehen und aufgenommen wird, jüdische, arabische und persische Freunde gewinnt und bereit und neugierig ist, andere Kulturen kennenzulernen, ist nicht nur eine große und abenteuerliche Erzählung der Toleranz und der Offenheit.
Es ist auch die Geschichte von einem Mann, der sich als Vorläufer der Humanisten nicht mehr an religiöse Dogmen halten will. Rob, der von dem Willen getrieben ist, ein guter Arzt zu werden und Tod und Krankheit bekämpfen will, ist von seinem Lehrer Ibn Sina enttäuscht, als der das Verbot der Sezierung von Leichen religiös begründet: Es sei sowohl den Juden als auch den Christen und Muslimen von Gott verboten worden, und daran müsse man sich halten.
Verfilmung 26 Jahre dauerte es, bis das Buch verfilmt wurde. 20 Jahre lang hatten sich verschiedene Produzenten vergeblich um die Rechte des 700-Seiten-Werkes bemüht. Als der Stoff dann endlich frei war, fuhren die UFA-Produzenten Wolf Bauer und Nico Hofmann zu Noah Gordon, um ihn davon zu überzeugen, ihnen den Vorzug zu geben. Alles entschied sich im Beisein von Gordons Tochter bei einem Spaziergang in einem Park – Gordon gab sein Okay zur 26-Millionen-Produktion. Allein das Szenenbild in Köln soll 800.000 Euro gekostet haben. Ende kommenden Jahres wird der Streifen in die Kinos kommen.