Hören!

Orchester zeichnet Józef Kofflers Leben nach

Szene aus »Kofflers Schicksal« Foto: Thomas Dashuber

Koffler spricht nicht mehr. Man hat ihn seiner Sprache und seines Lebens beraubt. Und doch ist der Komponist, 1896 im galizischen Stryj geboren, zu hören. Das Jewish Chamber Orchestra Munich (JCOM) spielt das Streichtrio op. 10 und die von Józef Koffler instrumentierten Goldberg-Variationen von Bach, und es lässt das biografisch Geschehene durch einen Text reflektieren, der sehr geradeaus die Gegenwart befragt: Wie umgehen mit der Verantwortung, die als Erbe der Täter geblieben ist?

Kofflers Schicksal: Die Goldberg-Variationen ist ein großes Ganzes. Es verschränkt Musik und Text miteinander zu einem szenischen Format. Daniel Grossmann, Gründer und Dirigent des JCOM, erzählt diese Geschichte gemeinsam mit dem Dramaturgen Martin Valdés-Stauber und der Autorin Stella Leder. Zu erleben ist das Programm, das im November schon seine Premiere an den Münchner Kammerspielen feierte, demnächst unter anderem in Düsseldorf (14. April), Budapest (21. April) und Leipzig (16. Juni).

Grossmann möchte Kofflers Biografie im Kontext seines ganzen Lebens betrachtet wissen. Und das ist zunächst ein sehr erfolgreiches. Der Sohn aus gebildetem jüdischen Hause studiert und promoviert und wird 1928, im Jahr seiner Heirat mit Rosa, am Lemberger Konservatorium Professor für atonale Komposition. Ein Avantgardist, international beachtet. Diese Karriere endet mit der Besatzung Lembergs durch die Sowjets, in deren System Kofflers Musik nicht passt.

1941 erobert die deutsche Wehrmacht die Stadt; Józef, Rosa und ihr Sohn kommen ins Ghetto von Wieliczka. Sie können fliehen, als das Ghetto aufgelöst wird, verstecken sich, werden aber 1944 von der Gestapo aufgespürt und erschossen. Vater, Mutter, Kind.

Diese Katastrophe zeichnet das JCOM nach. Das, was passiert ist, verändert alles. Auch deshalb werden die zehn Variationen von Bachs Aria immer wieder unter- und durchbrochen von einer menschlichen Stimme. Die Schauspielerin Jelena Kuljic spricht, stammelt, schweigt und schreit. Und sie singt. Der Musik gelingt, was Worte kaum vermögen. Sie überwindet die Sprachlosigkeit. Koffler spricht. Zu uns.

Weitere Informationen finden Sie unter www.jcom.de.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Sehen!

»Die Passagierin«

Am Deutschen Nationaltheater in Weimar ist eine der intelligentesten Nachinszenierungen von Mieczyslaw Weinbergs Oper zu sehen

von Joachim Lange  21.04.2025

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025