TV-Tipp

»Oliver Twist«: Herausragende Dickens-Verfilmung von Roman Polanski

Roman Polanski im Jahr 2018 Foto: picture alliance / NurPhoto

Braucht die Welt eine weitere Adaption von »Oliver Twist«, nachdem Charles Dickens‹ Buch bereits x-mal für Leinwand und Bildschirm verfilmt wurde? Bevor 2005 Roman Polanskis neue Adaption des Klassikers in die Kinos kam, konnte man sich das mit Fug und Recht fragen.

Polanskis Film bewies dann aber, dass echte Klassiker unerschöpflich sind und immer wieder Stoff für packende Interpretationen liefern können. Er findet für das im Roman geschilderte Leid des Waisenkindes Oliver, das ohne jeden Schutz oder soziale Fürsorge unter die Räder einer gnadenlosen viktorianischen Gesellschaft zu kommen droht, Szenen von höchster Intensität.

Das hilflose Ausgeliefertsein des elternlosen Kindes in einer Umgebung, deren inhumane Konditionen wiederum nichts als Inhumanität gebären, verdichtet sich allmählich zu einem Sittengemälde, das - wie so viele von Polanskis Filmen - als düstere Bestandsaufnahme der conditio humana über die geschilderte Zeitperiode hinaus weist.

Sehenswert an Polanskis Film ist auch, wie er in diesem Rahmen mit der Figur des jüdischen Hehlers Fagin (Ben Kingsley) umgeht - eine Figur, die nur allzu leicht zum Zerrbild antisemitischer Klischees werden kann. Dank Polanskis Regie und der Darstellung durch Kingsley erfährt der von allen verachtete Fagin, der sozusagen am untersten Ende der sozialen Leiter steht, hier eine fairere, empathischere Behandlung als in früheren Verfilmungen. Ein Zugriff auf den Stoff, der den Film seinerseits zum modernen Klassiker unter den Dickens-Verfilmungen macht.

»Oliver Twist«, Donnerstag, 19. Dezember, 20.15 - 22.15 Uhr, RBB.  

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025