Im Aufenthaltsraum der Hochschule für Jüdische Studien (HfJS) tagt donnerstags eine neue Vereinigung. Hier in Heidelberg entsteht der erste »Hillel-Hub« Westeuropas. Studenten aller Fachrichtungen feilen an neuen Programmideen – von Krav Maga bis Museumsbesuch. Hillel ist die größte Organisation für jüdisches Uni-Leben weltweit. Unter ihrem Dach lernen, beten, singen, kochen, feiern und diskutieren jüdische Studenten an über 550 Hochschulen.
»Es ist ein international bewährtes System. Das wollten wir Deutschland nicht vorenthalten«, erklärt Jonathan Walter, zuständiger Referent beim Zentralrat der Juden in Deutschland. In Kooperation mit Hillel leitet und finanziert dieser die Entstehung der ersten deutschen Gruppe. Heidelberg ist nur der Anfang, in den nächsten Jahren sollen Gruppen in ganz Deutschland entstehen.
Weil die HfJS auch koschere Mensa und Hochschulrabbiner bietet, startet Hillel Deutschland genau hier. Dafür hatte sich auch Rektor Johannes Heil eingesetzt: »Es ist wichtig, dass wir in das studentische Leben investieren und Angebote schaffen, und zwar nicht einfach einen Club, sondern intensive Programmarbeit.« Hillel stärke das Profil der Hochschule und könne zum Treffpunkt für Studenten und Gastforscher in der Region werden. Doch Heil betont: »Es ist keine Einrichtung der Hochschule selbst, das ist ganz wichtig, aber wir freuen uns, wenn sie wächst.«
Basisdemokratisch Denn bei Hillel sollen die Studenten die Initiative übernehmen. »Jeder kann und soll mitmachen und etwas beitragen, das ist eine Leitidee von Hillel«, so Jonathan Walter. Deswegen wird die erste große Veranstaltung des Hubs seit seiner internen Gründung vor zwei Wochen eine Lernnacht an Schawuot. Hierfür wird jeder einen kleinen Vortrag vorbereiten – von jüdischer Bioethik bis zu koscherer Destillation.
Basisdemokratisch, akademisch und pluralistisch soll es sein. Hillel sei »nicht areligiös«, sagt Walter, aber »offen für alle Strömungen«. Das Konzept kommt an. Bereits gut 20 Studenten scharen sich um Hub-Koordinatorin Yana Lemberska. Artjom Wischnjow ist ihr studentischer Stellvertreter und eines der ersten Mitglieder. »Die Idee hat mich begeistert«, sagt der Biotechnologiestudent. »Ich wollte nicht nur Konsument sein, sondern Verantwortung übernehmen und etwas bewegen.«
Noch ist die Gruppe zwischen Hochschule und Gemeinde zu Hause, aber für die Zukunft hoffen die Studenten auf eigene Räume – ganz nach amerikanischem Vorbild. Jonathan Walter verrät: »Langfristig ist geplant, dass Häuser entstehen werden, möglicherweise auch mit Wohnungen für Studenten.«