Zahal, die israelische Armee, genießt wegen der systematischen Rekrutierung von Frauen zum Wehrdienst ein Image als militärische Vorreiterin der Emanzipation. Doch der Alltag vieler Soldatinnen – jedenfalls in Talya Lavies Kassenhit Zero Motivation (Originaltitel: Efes be Jachasej Enosch, auf Deutsch: Eine Null in zwischenmenschlichen Beziehungen) – sieht leider anders aus: Kaffee kochen, den Vorgesetzten Kaffee servieren, Aktenschreddern und Computerspiele rund um die Uhr.
Während ihres Wehrdiensts in einer staubigen Wüstenkaserne langweilen sich die jungen Soldatinnen Zohar and Daffi halb zu Tode. Die einzige Herausforderung scheint darin zu bestehen, einen neuen Rekord in »Minesweeper« aufzustellen.
Bei ihrer Chefin Rama, die ihren Job durchaus ernst nimmt und auf ihre Autorität pocht, fallen die beiden Wehrdienstleistenden schnell in Ungnade: Daffi legt ihre gesamte Energie in schriftliche Appelle an Armeepsychiater und ranghohe Vorgesetzte bis zum Generalstabschef, um ihre Versetzung in die »Kiria« nach Tel Aviv durchzudrücken, während Zohar sich unsterblich verliebt und ebenfalls kein Gewinn für die Vorgesetzte ist, die sich einen reibungslosen Büroalltag auf ihre Fahnen geschrieben hat.
Idiotie Zero Motivation lässt kein Klischee aus, doch Klischees entsprechen manchmal bekanntlich der Wahrheit: blendend aussehende orientalische Soldatinnen, zickige Russinnen und die üblichen Kleinkriege unter israelischen Frauen. Die tiefere Botschaft fehlt, ist aber auch nicht nötig. Als leichte Komödie über die Idiotien des militärischen Büroalltags ist der Film unterhaltsam und vergnüglich. Zero Motivation eröffnete 2014 das Tribeca-Filmfestival in New York, wurde dort mit dem Preis für das beste Narrative Feature und in der Heimat mit sechs Ophir Awards, den israelischen Oscars, ausgezeichnet.
Mit fast 600.000 Besuchern allein in Israel (von etwa acht Millionen Einwohnern) war die Komödie der erfolgreichste israelische Film des Jahres 2014 – was nicht zuletzt daran liegen könnte, dass viele Frauen sich und ihre Armeeerfahrungen nur allzu gut darin wiedererkennen.
Die Regisseurin Talya Lavie ist in Deutschland übrigens keine Unbekannte: Für den 19-Minuten-Film The Substitute, auf dem später die Langfassung Zero Motivation beruhte, wurde sie bei der Berlinale 2006 mit dem Panorama-Kurzfilm-Publikumspreis ausgezeichnet.