Nifty» war der Spitzname von Naftule Brandwein, dem wohl besten Klesmerklarinettisten aller Zeiten, der übrigens keine einzige Note lesen konnte. Er stammte aus Galizien und wanderte 1908 nach Amerika aus, wo er der «King of Klezmer» genannt wurde. Nach Brandwein benannt ist die Band «Nifty’s» aus Österreich. Ihr aktuelles Album, das diese Woche herauskommt und am Freitag im Berliner Pfefferberg präsentiert wird, heißt Naftularasa. Ein passendes Wortspiel, denn mit staubiger Schtetl-Romantik macht das Album tatsächlich Tabula rasa – reinen Tisch.
Hier geht der Punk ab! Mit klassischem Klesmer hat die Musik des Quintetts nur noch rudimentär zu tun. Die acht Songs wechseln zwischen Hard-Core, Polka und Surf-Rock hin und her. Auch der Improvisation wird freier Lauf gelassen. Die Musiker haben ihr Können vor allem im Jazz erworben. Neben Bandleader Fabian Pollack gibt es mit Michael Bruckner-Weinhuber einen weiteren Gitarristen. Daneben spielen Thomas Berghammer (Trompete), Dominik Grünbühel (Bass) und Mathias Koch (Schlagzeug).
jazzgitarre Pollacks Großmutter stammt aus Galizien. Die Familie kam über Hamburg nach Wien. Daheim habe das Judentum keine Rolle gespielt, sagt der Musiker. Im elterlichen Haushalt habe es lediglich zwei Klesmer-Platten gegeben. «Nifty» Brandwein war nicht dabei. Erst viel später habe er den Klesmer für sich als passende Ausdrucksform entdeckt, weil er als ausgebildeter Gitarrist im Jazz nie wirklich heimisch geworden sei.
Die Musik von «Nifty’s» ist von einer Qualität, wie man sie von der jüdischen New Yorker Downtown-Avantgarde kennt oder, um hiesige Bands zu nennen, von Daniel Kahns «Painted Bird» und Paul Brodys «Sadawi». Vor zehn Jahren, als die Band gegründet wurde, hieß sie übrigens noch «Nifty’s Chuzpe». «Aber dann», sagt Pollack und grinst, «hat sich ein Bandmitglied verabschiedet – und mit ihm auch die Chuzpe».
«Nifty’s: Naftularasa». Crackedanegg Records 2010/Sunnymoon
Recordrelease Party am 28.1. im Pfefferberg, Haus 13, in Berlin