Geschmack

Nicht auf leeren Magen lesen!

Der israelisch-britische Starkoch Yotam Ottolenghi präsentiert ein neues Kochbuch. Mit ganz viel Gemüse und unerwarteter Schärfe

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2020 19:13 Uhr

Ein Plädoyer für mehr Gemüse: Yotam Ottolenghis neues Buch Foto: PR

Der israelisch-britische Starkoch Yotam Ottolenghi präsentiert ein neues Kochbuch. Mit ganz viel Gemüse und unerwarteter Schärfe

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2020 19:13 Uhr

Ich habe die Pilze geschnitten, Chilis entkernt, Zwiebeln, Karotten und Knoblauch geschreddert, Tomaten gepfeffert, Brühe gekocht, Lasagne geschichtet, Öl und Sahne geträufelt … gebacken, gewartet, gekostet. Und: Drama im Mund, um Yotam Ottolenghi zu zitieren, der mit dem Ergebnis sicher zufrieden gewesen wäre. Wenn wohl auch weniger mit meiner dramatischen Art der Zubereitung. Egal, sie sind da, die neuen Rezepte.

Pilzlasagne Aber tatsächlich hat Israels berühmter Chefkoch-Export die unfassbar leckere Scharfe Pilzlasagne – der erdige Steinpilz, die spritzige Chili, die versöhnliche Sahne – seiner jüngsten Co-Autorin Ixta Belfrage zu verdanken, die dem achten Werk des Starkochs eine ganz besondere Note verpasst hat: eine scharfe.

Denn Belfrage, die in Ottolenghis gefeiertem Londoner Restaurant Nopi und in dessen Testküche arbeitet, bringt unter anderem Einflüsse aus Mexiko, Brasilien und Italien mit an den Herd. Hinzu kommt eine Spezialisierung in asiatischer Küche. Zusammengeworfen mit der israelisch-mediterranen Küchenmagie ihres Chefs führt das zu Geschmacksknospen-schmeichlern und -schüttlern wie Scharfes Berbere-Ratatouille mit Kokos-Salsa, Steckrüben-Gnocchi mit Misobutter oder auch Kichererbsenpfannkuchen mit Joghurt und Mango-Pickle.

Flavour heißt das neue, 319 Seiten starke Werk, und es geht darum, aus Gemüse das Beste an Geschmack herauszuholen. Sei es durch die Wahl des Gemüses, dessen Zubereitung oder das Kombinieren untereinander. Die »drei P« nennt es Ottolenghi: Produkt, Prozess und Partner. 100 Rezepte beweisen, dass beim Rösten und Reifen, bei Schärfe und Süße, bei Pilz und Nuss der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Wie bei der Hasselback-Rote-Bete mit Kaffirlimetten-Butter oder der Pasta Cacio e Pepe mit Za’atar oder den Spargelpfannkuchen mit Gochujang. Ich habe doch gesagt, Sie sollen nicht auf leeren Magen lesen!

Spielfreude Mit geballtem Wissen, ganz unterschiedlicher Erfahrung und einer großen Portion Spielfreude nehmen Ottolenghi und Belfrage den Leser beim Kochlöffel, um durch den Gemüsegarten zu laufen, nebenbei das kleine Einmaleins der Gewürzverstärker – von der Cascabel-Chili bis zum schwarzen Knoblauch – zu passieren und am Ende, als Bonus sozusagen, sogenannte Geschmacksbomben mit auf den Weg zu geben, vorbereitete Soßen und Öle, die aus jeder Kartoffel und jedem Reiskorn einen Superstar zaubern.

Flavour ist ein vegetarisches Kochbuch, wenn auch kein veganes, und macht eigentlich da weiter, wo der Autor Jonathan Safran Foer im vergangenen Jahr aufgehört hat, der in seinem Bestseller Wir sind das Klima! anregte, weniger Fleisch zu essen. Denn weniger Fleisch auf dem Teller hilft der Umwelt, was wiederum die Klimakrise zumindest abmildern könnte, sofern es ausreichend Menschen tun. Wenn das nichts für Sie ist: Mehr Gemüse ist gesund (Tempura kann man ja weglassen). Und wem das nicht reicht: Ottolenghis und Belfrages »Aromatherapie mit Gemüse« schmeckt einfach sehr, sehr gut.

Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss die Tapiokaperlen einweichen. Tapiokakrapfen mit Orangensirup und Sternanis sind der perfekte Nachtisch für die Scharfe Pilzlasagne. Beteavon!

Yotam Ottolenghi und Ixta Belfrage: »Flavour. Mehr Gemüse, mehr Geschmack«. Dorling Kindersley, München 2020. 320 S., 29,90 €

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Saarbrücken

Moderne Galerie zeigt Illustrationen von Marc Chagall

Die Schau »Marc Chagall. Die heilige Schrift« ist bis zum 25. April 2025 zu sehen

 21.11.2024

Fußball

Neuer wackelt: Plötzliche Chance für Peretz im Bayern-Tor?

Manuel Neuer plagt »ein Stechen im Rippenbereich« und Sven Ulrteich fällt vorerst aus persönlichen Gründen aus

 21.11.2024

Gut besucht: die Konferenz in Berlin

Zionismus-Tagung

Vom Recht auf einen souveränen Staat

In Berlin diskutieren Referenten und Teilnehmer aus Deutschland und Israel verschiedene Aspekte

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024