Eine ungewöhnliche Hausaufgabe stellte Sexualtherapeutin Ruth Westheimer (88) den Besuchern des Gemeindetags für den Schabbatabend: »Heute Abend will ich, dass ihr alle eine Position einnehmt, die ihr noch nie versucht habt. Dann müsst ihr mir das morgen zeigen, und ich sage etwas dazu.«
Mit dieser Anregung für die Schabbatnacht, die bei Ehepaaren traditionell dem Liebesleben gewidmet sein soll, erheiterte die gebürtige Hessin die Gemeindetagsbesucher bei ihrer Keynote vor dem Mittagessen am Freitag – und erntete stürmischen Applaus.
Schlafzimmer Das größte Problem im Schlafzimmer sei Langeweile, sagte Westheimer. Dagegen gelte es, anzugehen. Hilfreich sei dabei, dass Juden die Sexualität traditionell positiv bewerteten – denn im Judentum sei sie nicht Sünde, sondern Mizwa. »Dass ich so offen über Sexualität sprechen kann, hat damit zu tun, dass ich sehr jüdisch bin«, betonte Westheimer und ging ins Detail: »Ich komme aus einer orthodoxen jüdischen Familie, ich bin sehr jüdisch, ich bin nicht orthodox.«
Dennoch sprach sich Westheimer dafür aus, dass Frauen regelmäßig die Mikwe aufsuchen sollten, wie es vor allem im orthodoxen Judentum üblich ist. Außerdem erklärte sie, ein Mann habe nicht nur während der fruchtbaren Jahre einer Frau, sondern auch nach den Wechseljahren die Pflicht, seine Partnerin zu befriedigen.
Und noch eine Weisheit gab Westheimer, die 1938 aus Frankfurt am Main mit einem Kindertransport nach England gelangte, dem Gemeindetagspublikum mit auf den Weg: »Man soll aufpassen, was man über frühere Liebhaber erzählt. Lieber den Mund halten.«