Neue Judenhass-Vorfälle

»Holocaust-Überlebende sind fassungslos«

Foto: IMAGO/Rüdiger Wölk

Nach dem Fund weiterer massiv antisemitischer Bilder auf der documenta sieht das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) schwere Versäumnisse der Verantwortlichen der Weltkunstschau. Diese zeigten einen »fortgesetzten Unwillen«, sich mit »antisemitischen Entgleisungen innerhalb der Ausstellung« auseinanderzusetzen, erklärte das Komitee am Freitag in Berlin.

»Gerade für Freunde der documenta ist es tragisch und dramatisch, verfolgen zu müssen, wie die documenta von innen heraus zerstört wird«, sagte IAK-Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner. Das Internationale Auschwitz Komitee ist ein Zusammenschluss von Auschwitz-Überlebenden und ihren Organisationen.

Immer mehr verstärke sich der Eindruck, dass die documenta fifteen »von Ideologen gekapert worden ist, denen es vor allem darum geht, die Existenz des Staates Israel zu delegitimieren«, so Heubner. Es lasse nicht nur Überlebende des Holocaust fassungslos zurück, »dass Verantwortliche in Deutschland im Rahmen einer der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt hartnäckig und unbelehrbar an der Ausstellung berüchtigter antisemitischer Stereotypen festhalten«.

Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker warnte die Verantwortlichen der Kasseler Kunstausstellung davor, »Hintertüren für Antisemitismus« offenzulassen. »Erklärungen oder Formen der Einordnung sind falsche Mittel im Umgang mit Judenhass«, sagte Becker am Freitag in Wiesbaden.

Am Donnerstag hatten die Gesellschafter der documenta - die Stadt Kassel und das Land Hessen - gefordert, die diskutierten Zeichnungen lediglich »bis zu einer angemessenen Kontextualisierung« aus der Ausstellung zu nehmen. Eine documenta-Sprecherin hatte außerdem geäußert, eine Prüfung der Bilder habe erbracht, dass es »zwar eine klare Bezugnahme auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, aber keine Bebilderung von Juden ›als solchen‹ « gebe.

Becker sieht einen »fehlenden Willen der künstlerischen Leitung, sich ernsthaft und klar von judenfeindlicher Schmäh-Kunst zu distanzieren beziehungsweise diese zu unterbinden«. Es könne aber nur eine Antwort auf Antisemitismus geben: »Die konsequente Entfernung antisemitischer Hetze und die gesellschaftliche Ächtung von Judenfeindlichkeit in all ihren Erscheinungsformen.« Dies müsse die künstlerische Leitung der documenta fifteen »endlich einsehen«, so Becker.

Die diskutierten Bilder weisen massive judenfeindliche Stereotype in der Darstellung von israelischen Soldaten auf. Die Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly stammen aus der Broschüre »Presence des Femmes« von 1988.

Laut documenta handelt sich bei den Zeichnungen nicht um ein ausgestelltes Kunstwerk, sondern um Archivmaterial, das präsentiert worden sei. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sieht darin eine klar antisemitische Bildsprache. »Israelische Soldaten werden als Kinder- und Massenmörder dargestellt«, so der Zentralrat.

Zuvor hatte bereits unter anderem die Präsentation des Banners »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektives Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen für einen Skandal gesorgt. Es war zunächst verdeckt und dann ganz abgehängt worden.

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025