Nach politisch umstrittenen Äußerungen von Künstlern zum Nahostkonflikt auf der Berlinale-Preisverleihung wächst die Kritik am deutschen Kulturbetrieb. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, forderte am Montag im RBB-Sender radioeins eine kulturpolitische Strategie gegen Antisemitismus. Dabei warf er Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eine zögerliche Haltung vor.
Beck betonte, es brauche endlich eine Strategie, »wo man Antisemitismus-kritische Stimmen stärkt und diese Sache nicht einfach laufen lässt«, sagte Beck dem Sender: »Ich bin schon sehr erstaunt.« Roth sei bei der Preisverleihung dabei gewesen. »Von ihr habe ich noch kein Wort der Kritik gehört«, sagte Beck.
Künstler hatten bei der Preisverleihung am Samstagabend unter anderem von einem »Genozid im Gazastreifen« gesprochen, und Israel »Apartheid« vorgeworfen. Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober auf Israel mit 1200 Todesopfern sei dagegen unerwähnt geblieben.
Beck sagte, es gebe mittlerweile eine Tradition von antisemitischen Ausfällen im Kulturbetrieb. Da habe sich wiederholt, was zuvor auch auf der Kunstausstellung Documenta stattgefunden habe. An die Adresse seiner Parteifreundin Claudia Roth gerichtet, sagte er: »Ich erwarte, dass man da mehr tut als über rote Teppiche zu gehen.« Es sollte klar sein, für antisemitische Kultur gibt es kein Geld.
Roth scheue sich seit Langem, dafür ein Konzept vorzulegen: »Alles Mögliche wird im Rahmen von Diversität gefordert«, kritisierte Beck: »Aber an diesem Punkt passiert trotz Staatsräson einfach nichts.« epd