EILMELDUNG! Internationaler Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

Debatte

Nach Antisemitismus-Skandal: Hannah-Arendt-Preis pausiert 

Warum die Ehrung in diesem Jahr nicht vergeben wird

von Raphael Schlimbach  23.07.2024 21:53 Uhr

Hannah Arendt im Jahr 1969 Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Warum die Ehrung in diesem Jahr nicht vergeben wird

von Raphael Schlimbach  23.07.2024 21:53 Uhr

Nach einem Antisemitismus-Skandal im vergangenen Jahr wird der Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken in diesem Jahr nicht verliehen. Der Träger des Preises, der Hannah-Arendt-Verein wolle sich zunächst neu strukturieren, sagte Vorsitzende Waltraud Meints-Stender der Berliner »Tageszeitung« (Dienstag). Der Preis war im vergangenen Jahr trotz Antisemitismus-Vowürfen an die russische Journalistin Masha Gessen verliehen worden. In der Folge war der vierköpfige Altersvorstand des Vereins zurückgetreten.

Mit dem Hannah-Arendt-Preis werden Menschen geehrt, die in der Tradition der jüdischen deutsch-US-amerikanischen Politologin zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Über die Vergabe entscheidet nach Angaben des Trägervereins eine unabhängige Jury. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird von der Böll-Stiftung und der Stadt Bremen gestiftet.

Vor der Verleihung im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass Preisträgerin Gessen den Gazastreifen mit jüdischen Zwangsghettos in von Nazis kontrollierten Städten Osteuropas gleichgesetzt hatte. Ihr wurde vorgeworfen, die Gegenwehr Israels nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober zu skandalisieren. Der Senat und die Heinrich-Böll-Stiftung hatten daraufhin die feierliche Verleihung abgesagt. Der Verein hatte Gessen den Preis trotzdem überreicht.

Nicht die erste Kritik

Für die Zukunft will Meints-Stender nach eigenen Worten die Kommunikation zwischen Verein, Jury und Öffentlichkeit verbessern. Auch sei die neu berufene Jury breiter aufgestellt und es gelte eine höhere Sensibilität, gerade für Antisemitismus.

Der »Tageszeitung« zufolge gab es schon in früheren Jahren Antisemitismus-Vorwürfe gegen Preisträger. So etwa gegen Gianni Vattimo (2002) oder Tony Judt (2007). Der stellvertretende Vorsitzende der Bremer Jüdischen Gemeinde, Grigori Pantijelew, sieht die Zukunftspläne des Arendt-Vereins laut der Zeitung daher skeptisch. Er befürchte, die Preisverleiher würden trotz einiger neuer Gesichter weitermachen wie bisher.

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Berlin

Von Herzl bis heute

Drei Tage lang erkundet eine Tagung, wie der Zionismus entstand und was er für die jüdische Gemeinschaft weltweit bedeutet

 20.11.2024

Antisemitismus

»Verschobener Diskurs«

Nina Keller-Kemmerer über den Umgang der Justiz mit Judenhass und die Bundestagsresolution

von Ayala Goldmann  20.11.2024