45 Jahre nach der Verurteilung von Regisseur Roman Polanski wegen Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen und seiner späteren Flucht aus den USA sind neue Details aus dem aufsehenerregenden Prozess öffentlich geworden.
Der Richter in dem Fall, Laurence Rittenband, habe mehrere Versprechungen gegenüber Polanski gebrochen und habe vorgehabt, ihn - anders als vereinbart - für längere Zeit ins Gefängnis zu schicken, sagte ein ehemaliger Staatsanwalt in einer Zeugenaussage aus dem Jahr 2010, die erst jetzt freigegeben wurde. Sie lag der Nachrichtenagentur AP am Sonntagabend (Ortszeit) vor.
Polanski hatte sich schuldig bekannt, im Jahr 1977 mit einer 13-Jährigen illegalen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ließ aber gemäß einer Vereinbarung weitere Vorwürfe wie Vergewaltigung und Drogenvergehen fallen - Polanski soll seinem Opfer Alkohol und ein Beruhigungsmittel gegeben haben.
Doch am Tag vor der Verkündigung des Strafmaßes floh Polanski, weil er seiner Meinung nach kein faires Urteil erwarten konnte, und kehrte seitdem auch nicht mehr in die USA zurück, weil ihm dort weiter Haft drohte.
Der pensionierte stellvertretende Staatsanwalt Roger Gunson sagte während einer bisher unter Verschluss gehaltenen Aussage vor Gericht, dass Polanskis Misstrauen gegenüber dem mittlerweile verstorbenen Richter verständlich gewesen sei. »Der Richter hat ihm an zwei Gelegenheiten etwas versprochen ..., das er wieder zurückgenommen hat«, sagte Gunson laut einer Abschrift seiner Aussage aus dem Jahr 2010.
Polanskis Verteidiger Harland Braun sagte, der Richter habe sich damals von der Medienkritik über ein zu mildes Urteil beeinflussen lassen. Die Verteidigung werde sich angesichts der neuen Enthüllungen noch einmal verstärkt dafür einsetzen, dass das Strafmaß gegen Polanski in seiner Abwesenheit verkündet werde.
Dadurch wäre der 88-Jährige in den USA kein Justizflüchtling mehr. Auch Polanskis Opfer hat sich schon seit langem dafür eingesetzt, dass endlich ein Schlussstrich unter den Fall gezogen wird. Sie hatte sich auch dafür eingesetzt, dass die Aussage des Staatsanwaltes öffentlich gemacht wird. ap