»Ruhrtriennale«

Musiker folgen Brian Enos Boykottaufruf

Musiker und BDS-Aktivist Brian Eno Foto: dpa

Es war eine Meldung, die ebenso viel Zuspruch wie Kritik erhielt. Weil die britische Band Young Fathers sich nicht von der israelfeindlichen BDS-Bewegung distanzieren wollte, lud das nordrhein-westfälische Musik- und Theaterfestival »Ruhrtriennale« die Gruppe vergangene Woche kurzerhand wieder aus. Die drei Musiker hatten zuvor mitgeteilt, dass sie unter Umständen auch bei der Ruhrtriennale zur Solidarität mit der BDS-Kampagne aufrufen würden.

Die Young Fathers sind in der umtriebigen Boykott-Bewegung keine Unbekannten: Im vergangenen Jahr boykottierten
sie das Berliner-Kultur-Festival, weil die israelische Botschaft 500 Euro Reisekostenzuschuss für israelische Musiker bereitstellte. Und auch die britische Band Radiohead wurde von ihnen – erfolglos – bedrängt, nicht in Tel Aviv zu spielen.

Ausladung Als Reaktion auf die Ausladung der Young Fathers haben prominente Künstler und bekannte BDS-Aktivisten wie der Musiker Brian Eno und der Regisseur Ken Loach nun zu einem internationalem Boykott der Ruhrtriennale aufgerufen. Dem haben sich mit Tony Eile, Mazen Kerbaj, Hassan Khan, Sharif Sehnaoui und Raed Yassin jetzt fünf Künstler angeschlossen.

Doch es gibt auch Bestätigung für die Entscheidung der Ruhrtriennale-Intendanz, Israelhassern keine Bühne zu bieten. Der Zeitung »Die Welt« sagte Abraham Lehrer, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: »Es war klug, der Band die Chance zu geben, sich zu äußern, und dann die Konsequenzen zu ziehen. Andere Festivals sollten sich an der Ruhrtriennale ein Beispiel nehmen.«

Auch die parteilose NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hält die BDS-Kampagne für antisemitisch: »Es war richtig, von den Young Fathers eine Distanzierung von der BDS-Kampagne zu fordern, und folgerichtig, den Auftritt abzusagen, nachdem diese nicht erfolgt ist.«

finanzierung Thomas Nückel, der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im NRW-Landtag, sagte dem Blog Ruhrbarone, er hätte sich gewünscht, dass die Ruhrtriennale die Young Fathers erst gar nicht eingeladen hätte: »Bands, die zum Boykott Israels aufrufen, sollten nicht öffentlich finanziert werden. Da hätte man sensibler sein müssen.« Die Entscheidung, die Young Fathers nach ihrer Weigerung, sich von BDS zu distanzieren, auszuladen, begrüßt Nückel.

BDS wurde im Jahr 2005 auf den Aufruf von über 170 palästinensischen Nichtregierungsorganisationen hin ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, durch gezielte Boykottaufrufe Israel international zu isolieren und als angeblichen »Apartheidstaat« zu diffamieren. Dabei hat sie sowohl israelische Firmen und Institutionen als auch Wissenschaftler und Künstler im Visier.

druck In der deutschen Politik gerät die BDS-Bewegung aufgrund ihres von Experten als antisemitisch charakterisierten Engagements zunehmend unter Druck. Auf ihrem Parteitag Ende 2015 verabschiedete die CDU einstimmig eine deutliche Resolution gegen BDS. Der Aufruf zum Boykott israelischer Waren sei »nichts anderes als plumper Antisemitismus, wie ihn schon die Nationalsozialisten instrumentalisiert hatten«, begründete die Partei ihren Beschluss. Die Berliner SPD folgte im vergangenen Jahr.

Jüngst hatten die Städte München, Frankfurt und Berlin beschlossen, BDS zu ächten. Künftig soll in diesen Städten sichergestellt werden, jeglichen Aktivitäten von Institutionen, Vereinen oder Einzelpersonen, die BDS unterstützen, weder Räumlichkeiten der Stadt noch der städtischen Gesellschaften zu stellen oder Zuschüsse zu zahlen.

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  14.03.2025 Aktualisiert

Ausstellung

Chagalls fantastische Welten in Düsseldorf

Seine bunt-surreale Bildwelt fasziniert Menschen seit Jahrzehnten. Auch die dunkle Seite des jüdischen Malers rückt in den Fokus

 14.03.2025

K20 Kunstsammlung

Ungewöhnliche Werke von Marc Chagall in Düsseldorf zu sehen

Die Ausstellung mit 120 Werken beleuchtet Chagalls Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Armut und Geschlechterrollen

von Nikolas Ender  13.03.2025

Liraz

Das Trillern der Utopie

Die israelische Sängerin ist stolz auf ihre persischen Wurzeln. In Europa kämpft sie mit Konzertabsagen

von Tilman Salomon  13.03.2025

Kino

Der Wandel des »Ka-Tzetnik«

Eine Doku widmet sich dem Schoa-Überlebenden Yehiel De-Nur und seiner Auseinandersetzung mit dem »Planeten Auschwitz«

von Dietmar Kanthak  13.03.2025

Kino

Bonhoeffers Vermächtnis »verfälscht und missbraucht«

In seinem umstrittenen Film stilisiert der amerikanische Regisseur Todd Komarnicki den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zu einer Erlöserfigur im Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror

von Raimund Gerz  13.03.2025

Rechtsextremismus

Braune Musik verbreitet Hass: Rechtsrock in Deutschland

Rechtsextreme Musik trifft bei etlichen auf offene Ohren. Beobachter warnen: Die Rechtsrock-Szene blüht. Und sie kann ein »Türöffner« sein für rechtsextremistische Ideologien

von Alexander Lang  13.03.2025

Aufgegabelt

Hamantaschen mit Mohn

Rezepte und Leckeres

 13.03.2025

Pädagogik

Sicherheit vermitteln

Welche Herausforderungen der 7. Oktober mit sich bringt: Religionslehrer suchen Antworten auf schwierige Fragen beim jährlichen Treffen an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

von Ayala Goldmann  14.03.2025 Aktualisiert