Das Virus macht auch vor der Musik- und Filmwelt nicht halt. Am 1. April starb in einem Krankenhaus in New York der Sänger und Songwriter Adam Schlesinger an den Folgen einer Corona-Infektion. Und wie bei vielen anderen Opfern der Pandemie geschah alles ganz schnell. Ende März begab er sich aufgrund heftiger Grippesymptome in medizinische Behandlung. Ein Test ergab, dass Schlesinger Covid-19-positiv war. Sofort wurde der vielfache Emmy- und Grammy-Preisträger an ein Beatmungsgerät angeschlossen – doch keine Therapie habe richtig angeschlagen, so sein Anwalt Josh Grier gegenüber der Presse.
Schlesinger, der aus einer säkularen jüdische Familie stammte, war in zahlreichen musikalischen Genres zu Hause – ein wahres Multitalent, wie es Freunde und Kollegen in ihren Nachrufen immer wieder betonen. »Adam Schlesinger hat der Popmusik einige der besten Stücke beschert, die alle zu Klassikern wurden«, twitterte der Komponist und Produzent Jack Antonoff. »Es ist eine Ehre, zur gleichen Zeit gelebt zu haben, in der er sein Werk geschaffen hat.«
INDIE-ROCK Mit seiner Indie-Rockband Fountains of Wayne, deren Name übrigens auf einen Laden für Gartenbedarf in New Jersey zurückgeht, veröffentlichte Schlesinger zwischen 1996 und 2011 fünf Alben. Das bekannteste Stück von Fountains of Wayne dürfte »Stacy’s Mom« sein, wofür er gemeinsam mit Co-Songwriter Chris Collingwood 2003 gleich zwei Grammys einheimste.
»Die Band war mehr New Jersey als New York«, brachte es Andrew Dalton bei ABC News auf den Punkt. »Während die meisten Rockbands die Metropole thematisieren, widmeten sich Fountains of Wayne mit ihren bissigen Geschichten wie die über einen Fliesenleger, der davon überzeugt ist, dass sein Schwarm zu ihm zurückkehrt, und dem Pendler, der sich seiner ›strahlenden Zukunft im Vertrieb‹ sicher ist, eher der Vorstadt.«
OSCAR-NOMINIERUNG Parallel dazu hatte Schlesinger mit der Gruppe Ivy ein weiteres musikalisches Eisen im Feuer, das insgesamt sechs Platten hervorbrachte. Und last but not least schrieb er auch noch zahlreiche Songs für TV- und Filmproduktionen. Sein erster richtiger Hit »That Thing You Do!« von 1996 aber klang wie aus der Zeit gefallen, wie ein Stück aus den 60er-Jahren. Zugleich sorgte dieser Song im gleichnamigen Film von Tom Hanks für den Durchbruch einer fiktionalen Popband namens The Wonders. Im realen Leben dagegen bescherte das Stück Schlesinger eine Oscar-Nominierung für den besten Originalsong.
BROADWAY-STÜCKE »Ohne Adam Schlesinger und sein ›That Thing You Do!‹ würde es Playtone gar nicht geben«, schrieb Tom Hanks, der 1998 diese erfolgreiche Film- und Fernsehproduktionsfirma gegründet hatte, ebenfalls auf Twitter. »Verlor ihn an Covid-19. Schrecklich traurig heute.« Mit seinem Musical Cry Baby von 2008 ergatterte Schlesinger zudem zwei Tony-Nominierungen sowie 2013 einen Emmy für Elmo the Musical. Auch auf dem Broadway hinterließ er Spuren, unter anderem mit dem Song »I Have Faith in You« für das David-Javerbaum-Stück An Act of God.
Die Liste seines Schaffens ist noch viel länger. In den vergangenen Jahren arbeitete Schlesinger an der sehr jüdischen Musical-Fernsehserie Crazy Ex-Girlfriend mit, die erfolgreich über vier Staffeln lief. Die meisten Songs darin stammten aus seiner Feder, und für »Antidepressants Are So Not a Big Deal« gewann er gemeinsam mit dem Macher und Star der Serie, Rachel Bloom, einen weiteren Emmy. Vor seiner Erkrankung arbeitete er an einer Musical-Adaption der Sarah-Silverman-Memoiren The Bedwetter. Schlesinger war mit der Grafikdesignerin Katherine Michel verheiratet und hinterlässt zwei gemeinsame Töchter.