Ken Adam wird 95

Mr. Gadget

Sir Ken Adam Foto: dpa

Millionen Kinobesucher haben sich in den James-Bond-Filmen der 60er und 70er-Jahre nicht nur für den Geheimagenten und seine Abenteuer begeistert, sondern auch für die technisch raffinierte Ausstattung der Filme. Bonds futuristischen Autos oder die wahnwitzigen Kommandozentralen der Schurken, die die Welt beherrschen wollten, faszinierten die Zuschauer. Erfinder dieser Science-Fiction-Welt ist der gebürtige Berliner Ken Adam, der am heutigen Freitag 95 Jahre alt wird.

Bis 2001 war Adam für das Production Design von fast 50 Filmen verantwortlich. Zweimal erhielt er einen Oscar für das beste Szenenbild, 1976 für den Stanley-Kubrick-Film Barry Lyndon, 1995 für King George – ein Königreich für mehr Verstand von Nicholas Hytner. Sechs Mal wurde er für den Oscar nominiert.

berlin Die Filmgeschichtsschreibung hat ihn längst als einen der innovativsten Production Designer des 20. Jahrhunderts entdeckt. 2015 wurde in Berlin und München eine große Ausstellung mit einem Überblick über sein Werk gezeigt. Sie war möglich, weil Adam 2012 seinen gesamten künstlerischen Nachlass schon zu Lebzeiten der Deutschen Kinemathek in Berlin übergeben hat. Ein erster Dank für Adam war damals ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin.

Sir Kenneth Adam, inzwischen geadelt, ist als Klaus Hugo Adam 1921 in Berlin geboren worden. Die großbürgerliche jüdische Familie Adam betrieb ein Kaufhaus für Sport und Mode. Sie emigrierte 1934 nach London, wo Klaus Hugo Adam Ende der 30er-Jahre mit einem Architekturstudium begann.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ging er zur britischen Luftwaffe, obwohl er offiziell noch Deutscher war. Er flog Einsätze »gegen die Nazis und Hitler, aber nicht gegen Deutschland«, wie er 2014 in einem Interview mit dem TV-Sender 3sat sagte. Einige Mitglieder der großen Familie Adam, die in Deutschland geblieben waren, haben den Holocaust nicht überlebt, sie sind in Konzentrationslagern getötet worden.

Fantasie Zum Film kam der junge Architekt Ken Adam in den 50er-Jahren. Mit James Bond jagt Dr. No begann 1962 die inzwischen legendäre Serie mit dem britischen Geheimagenten, die Ken Adam ausstattete, mit Moonraker – Streng geheim endete sie 1979. In sieben James-Bond-Filmen konnte er beim Design der Filmsets seiner Fantasie freien Lauf lassen. Sein künstlerisches Credo: »Kein Design ist die Mühe wert, wenn man damit nur die Wirklichkeit wiederholen will.«

Er schuf fantastische Welten, in denen sich Technik und Natur miteinander verbanden. Sie spielten mit dem Schrecken, waren aber auch nicht frei von Komik. Dieses Konzept gilt auch für alle weiteren James-Bond-Filme bis heute, nur ist die Ausstattung entsprechend der technischen Entwicklung immer gigantischer geworden.

Ken Adam begann auch damit, James Bond mit den populären technischen Spielzeugen auszurüsten: eine Zigarette, aus der plötzlich ein Projektil abgeschossen wird, oder ein Kugelschreiber mit eingebauter Handgranate.

Autonarr Das Lieblingsgadget der James-Bond-Fans war aber wohl der silberfarbene Aston Martin, den er in Goldfinger und Feuerball fuhr. Der Wagen hatte nicht nur Schleudersitz, Radar und Wechsel-Nummernschilder, sondern, wenn es sein musste, auch Maschinengewehre in den Blinkern. Hier traf sich die Erfinder-Phantasie des Autonarren Adam mit den Wunsch-Phantasien der autoverrückten Kinobesucher.

Die bekannteste und absurdeste Geschichte über Ken Adam hat einen besonders prominenten Helden. Für Stanley Kubricks Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben von 1964 baute Adam einen War Room für die Spitzen der Politik und des Militärs im Kriegsfall. Als Ronald Reagan 1980 US-Präsident wurde, wollte er diese Kommando-Zentrale sehen – aber es gab sie nicht, nur im Kino.

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024

documenta

Retterin aus den USA?

Naomi Beckwith übernimmt die Künstlerische Leitung der Kasseler Schau, die für 2027 geplant ist

von Eugen El  23.12.2024

Kino

Neue Chefin, neues Festival? Das bringt die Berlinale 2025

Tricia Tuttle übernimmt die Leitung des Filmfests, das vergangenes Jahr von einem Antisemitismus-Skandal überschattet wurde

 23.12.2024

Theater

Wenn Schicksale sich reimen

Yael Ronens »Replay« erzählt die Geschichte einer DDR-Familie in Zyklen

von Leonie Ettinger  22.12.2024

Gute Vorsätze

100 Prozent Planerfüllung

Warum unsere Redakteurin 2025 pünktlicher sein will als die Deutsche Bahn

von Katrin Richter  22.12.2024

Meinung

Eine Replik von Eva Menasse auf Lorenz S. Beckhardts Text »Der PEN Berlin und die Feinde Israels«

von Eva Menasse  21.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  19.12.2024

TV-Tipp

»Oliver Twist«: Herausragende Dickens-Verfilmung von Roman Polanski

Sittengemälde als düstere Bestandsaufnahme über die geschilderte Zeitperiode hinaus

von Jan Lehr  19.12.2024