Der israelische Künstler Moshe Gershuni ist tot. Wie die Online-Ausgabe der Zeitung »Haaretz« meldete, starb der Maler und Bildhauer am Sonntag im Alter von 80 Jahren.
Moshe Gershuni wurde 1936 in Tel Aviv geboren. Sein Vater Zvi Kuttner kam 1929 aus Polen nach Palästina. Sein Großvater hieß mit Vornamen Gershon – nach ihm gab sich Kuttner den hebräischen Familiennamen Gershuni.
neue nationalgalerie Als Moshe Gershuni 19 war, starb sein Vater nach einem Verkehrsunfall. Der Sohn übernahm, so erzählte er später, dessen Felder mit Orangen- und Avocadobäumen. Aber schon damals »juckte es mich in den Fingern. Ich wollte Bildhauer werden«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen 2014 in Tel Aviv – in dem Jahr, in dem die Neue Nationalgalerie Berlin mit der Ausstellung No Father No Mother Gershunis erste Werkschau im Ausland zeigte.
Gershuni studierte in Israel am Avni-Institut für Kunst und Design. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1969 im Israel-Museum in Jerusalem. 1971 begann er, an der Bezalel-Akademie für Kunst in Jerusalem zu unterrichten, geriet jedoch bald in Konflikte mit der Leitung. 1980 vertrat er Israel gemeinsam mit dem Bildhauer Micha Ullman bei der Biennale in Venedig.
Israel-PReis 2003 wurde Gershuni mit dem renommierten Israel-Preis ausgezeichnet. Die Ehrung wurde ihm jedoch auf Geheiß der damaligen Kulturministerin Limor Livnat wieder entzogen, weil der Maler und Bildhauer sich weigerte, gemeinsam mit dem israelischen Regierungschef Ariel Scharon auf einer Bühne zu erscheinen. Gegen diese Entscheidung appellierte Gershuni erfolglos an das Oberste Gericht Israels. Die Jury hatte ihre Wahl unter anderem damit begründet, Gershuni sei »einer der originellsten bildenden Künstler in Israel«.
Der israelische Bildhauer Ullman nannte Gershuni »die Seele der israelischen Kunst – seine Kunst kommt eher aus seinen Eingeweiden als aus seinem Kopf«. Gershunis Werk sei »leidenschaftlich und kompromisslos« gewesen und habe Persönliches mit politischen Themen vermischt: »Seine Kunst war wie ein andauernder Schrei der Trauer über das, was hier passiert.«
Gershuni wurde seit 1980 von der Givon-Gallerie in Tel Aviv vertreten. Die Eigentümerin Naomi Givon sagte »Haaretz«, Trauer und Schmerz über den Verlust seien groß: »Wir können es immer noch nicht akzeptieren.« Gershuni hinterlässt einen Partner, Juan Garcia, drei Kinder und eine Schwester. Laut Haaretz soll Moshe Gershuni eingeäschert werden – es seien weder eine Beerdigung noch eine Schiwa (Trauerwoche) geplant.