Deutsche Ermittler sind weltoffen. Spätestens seit das Münchner Duo Stephan Derrick und Harry-hol-schon-mal-den-Wagen auch in Japan zum Renner wurde, sind die Grenzen des Genres gefallen. Kommissare deutscher Provenienz ermitteln in Istanbul oder Paris, und jetzt kündigt die ARD die ersten beiden Teile des Tel-Aviv-Krimis an.
Das ist doch mal was anderes. Fast alle Schauspieler des zweiten Teils sind Israelis. Dass der erste Teil noch Tod in Berlin heißt, liegt einfach an der Realität, die plötzlich in den fiktiven Krimi Einzug hielt: »Als die Dreharbeiten für den ersten Tel der Serie beginnen sollten, brach der Gaza-Krieg aus«, sagt Produzent Andreas Bareiss. Der Drehstart musste immer weiter verschoben werden – und es entstand das Berlin-Prequel gewissermaßen aus der Not heraus.
Club In schnellen Schnitten, harten Konturen wird eine junge Frau in der Nacht auf offener Straße erstochen. Ein älterer Mann arabischer Herkunft verlässt den Tatort mit blutverschmiertem Hemd. Die Tote ist Israelin. Als DJane hat Tamar sich in Berlins Szeneclubs einen Namen gemacht. Das ist, angesichts vieler Tausend junger Israelis in Berlin, ein durchaus realistischer Plot.
Ermittlerin ist Sara Stein (Katharina Lorenz). Sie ist als Jüdin im multikulturellen Kreuzberg aufgewachsen. Religion spielte für sie bislang keine Rolle. Aber eine tote Israelin in Deutschland ist per se ein Politikum. Schnell führen die Ermittlungen zu Tamars Freund Khalid, einem wie Sara in Berlin aufgewachsenen Palästinenser. Eine Beziehungstat oder politisch motivierter Mord? Tamar hatte kurz vor ihrem Tod eine Abtreibung. Damit hätte Khalid ein Motiv. Aber Sara ist misstrauisch angesichts der zu einfachen Faktenlage. Und dann taucht der strenggläubige Avigdor aus Israel auf, der Verlobte von Tamars Schwester.
Berlin So fern ist das Szenario nicht: Eigentlich wollten sich die jüdische Kommissarin wie auch der junge Palästinenser aus ihren Religionen wie aus dem fernen Konflikt heraushalten. Auch Tamar wollte – wie die vielen jungen Menschen aus Tel Aviv, Haifa und Jerusalem, die Berlins Clubs bevölkern – diesem Konflikt entfliehen. Und jetzt holt er sie auf offener Straße in Berlin ein? Ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis der Nahostkonflikt auch in der deutschen Hauptstadt ausgetragen wird?
Im zweiten Teil, Shiv’a, ist Sara Stein der Stimme ihres Herzens gefolgt und lebt in Tel Aviv. In Berlin hatte sie sich in den israelischen Komponisten David verliebt. Jetzt sind die beiden ein Paar, und Sara will in der Mordkommission Tel Aviv arbeiten. Vor der Kulisse der Mittelmeermetropole nimmt die Serie rasant Fahrt auf. Und das ganz ohne Verfolgungsjagden.
Dream-team Der Chef-Inspektor ist ermordet in seiner Wohnung aufgefunden worden. Saras Chef Shimon Ben Godin setzt auf die Neue, weil sie neutral und nicht religiös ist. Er betraut sie mit dem Fall und stellt sie dem erfahrenen Inspektor Jakoov Blok zur Seite – die Geburtsszene eines neuen Dream-Teams: Samuel Finzi und Katharina Lorenz.
»Blok ist russischer Einwanderer der zweiten Generation. Diese Rolle des Eigenbrötler-Ermittlers hat mich gereizt. Wie die Möglichkeit, in Israel zu arbeiten, wo ich viel Verwandtschaft habe«, sagt Finzi, Sohn bulgarischer Juden, gefeierter Theaterschauspieler und dem TV-Publikum bekannt als Hauptdarsteller der Serie Flemming.
In Tel Aviv stammte das ganze Team aus Israel. Finzi spielte mit den Kollegen auf Englisch. Die Folge wird allerdings in deutscher Synchronisation präsentiert. In Shiv’a zieht Finzi als Blok etliche Register seines Könnens. Man ist gespannt, wie die Serie weitergeht.
»Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin«. Donnerstag, 3. März, 20.15 Uhr, Das Erste
»Der Tel-Aviv-Krimi: Shiv’a«. Donnerstag, 10. März, 20.15 Uhr, Das Erste