Mode

»Mix der Kulturen«

Shai Shalom Foto: Tom Marshak

Mode

»Mix der Kulturen«

Der israelische Designer Shai Shalom über Mode, Berlin und den Reiz der Dekonstruktion

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  13.07.2015 12:44 Uhr

Herr Shalom, Sie haben vergangene Woche auf der Fashion Week in Berlin Ihre Mode am Brandenburger Tor gezeigt. Wie war die Show?
Die Reaktionen waren überwältigend und herzerwärmend. Es gab viel Applaus vom Publikum, und die Kollektion kam gut an.

Wie würden Sie Ihren Stil und den Ihrer aktuellen Kollektion beschreiben?
Es ist ein Mix aus Kulturen, verbunden mit einem Spiel der Geschlechterrollen. Das Schlüsselelement, um meine Kollektion zu verstehen, ist, dass ich die gleichen Stoffe für Frauen und Männer benutze. Die Stoffe sind aus Naturfasern, Seide, Leinen, weicher Wolle und Leder. Die alle kombiniere ich, um einen edleren Look zu kreieren.?

Wie wichtig war es für Sie, Ihre Mode auf der Fashion Week zu zeigen?
Für mich als Israeli ist es ein großer Schritt, um international bekannt zu werden. Berlin als erfahrene Modestadt ist für mich sozusagen eine weiche Landung auf dem europäischen Markt. Mein Ziel ist es, ein Netzwerk an Modeinteressierten aufzubauen, die ein Qualitätsprodukt und einzigartige Mode in ihren Geschäften zeigen wollen.

Worin unterscheidet sich israelische Mode von französischer oder italienischer?
Französische Mode hat eine lange Tradition, wohingegen die israelische Couture-Szene noch in ihren Anfängen steckt. Sowjetische Einwanderer haben zum Beispiel ein hochwertiges Handwerk mitgebracht. Diese Fertigkeiten mit meinem Wissen zu verbinden, ist für mich als Designer die Verwirklichung meiner Vision.

Wo können Sie Ihre Kreativität am besten einsetzen: beim Schnitt, bei den Farben oder beim Material?
Ich fange immer bei der Farbe an, denn die schafft die Stimmung und den Geist einer Kollektion. Dann entwerfe ich den Schnitt. Und zu guter Letzt kommt der Stoff, denn er verleiht der Kollektion den Wert und den Look. Ich versuche, die beste Qualität bei den Stoffen zu finden.

Sie entwerfen seit 17 Jahren Mode im Süden von Tel Aviv und haben das Konzept »Dekonstruktion – Rekonstruktion« entwickelt. Wie drückt sich das in Ihrer Mode aus?
Das sieht man vielleicht am besten an den Herrenjacken und -hosen. Die eigentlichen Ärmel wurden durch Strick-Ärmel ersetzt, um dem ganzen einen frischen Look zu verleihen. Das Aufbrechen von Grundelementen ist zum Beispiel eine meiner Grundideen.

Sie haben mit Marken wie »Lee« zusammengearbeitet, Ihre Kollektion umfasst Gehröcke, Shorts, Blazer. Wie viel Spielraum haben Sie als Designer, wenn Sie Tradition und Kreativität vereinen?
Die Kollektion mit »Lee« war ein Experiment von »Dekonstruktion – Rekonstruktion«. Es war für mich ein außergewöhnliches Erlebnis, mit diesen Stoffen zu arbeiten. Die Möglichkeit, hochwertige Couture-Techniken mit Denim zu kombinieren, war ein Meilenstein für mich als Designer.

Das Gespräch führte Katharina Schmidt-Hirschfelder.

www.shai-shalom.com

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025