Konferenz

Mit Senfgas gegen Krebs

Senfgas ist laut EU-Gefahrstoffkennzeichnung nicht nur sehr giftig, sondern auch umweltgefährlich. Foto: JA

»Der Krieg wird nicht einfach verschwinden.« Mit diesem pessimistischen Statement eröffnete Ruth Arnon die Konferenz »Learning from War – Science and Peace«. Und wenn es um Krieg und Frieden gehe, habe auch die Wissenschaft ein Doppelgesicht, meinte die Präsidentin der Israelischen Akademie der Wissenschaften: »Die Biologie ist eine Wissenschaft des Friedens, wenn sie zum medizinischen Fortschritt beiträgt. Und sie ist eine Wissenschaft des Krieges, wenn etwa Biowaffen hergestellt werden.«

Knapp zwei Dutzend Wissenschaftler aus Israel, den USA und Deutschland hatten sich im Einstein-Saal am Berliner Gendarmenmarkt eingefunden, um – in einer Kooperationsveranstaltung der Israelischen und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften – über die Wechselverhältnisse zwischen Wissenschaft und Kriegstechnologie zu diskutieren.

ko-evolution Der Historiker Mitchell G. Ash räumte mit der naiven Vorstellung auf, dass das Militär die eigentlich wertfreien Erkenntnisse der Wissenschaft lediglich für kriegerische Zwecke missbrauche. Vielmehr gebe es spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg eine »Ko-Evolution« von Wissenschaft, Technik, Medizin und Militär. So habe die US-Armee im Kalten Krieg auch Grundlagenforschung gesponsert. Die Forscher hätten dabei keinerlei Zielvorgaben gehabt, so Ash. Es hätte ja trotzdem etwas militärisch Nützliches dabei herauskommen können.

Der Wissenschaftshistoriker Shaul Katzir gab ein Beispiel dafür, wie Kriegstechnologie zu Fortschritten in der Medizin führen kann: Das Sonar-System, das britische und französische Wissenschaftler im Ersten Weltkrieg entwickelten, um deutsche U-Boote zu orten, ermöglichte später die Nutzung des Ultraschalls zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken. Und beim Versuch, ein Gegenmittel gegen das grauenhafte Senfgas zu entwickeln – so der Hämatologe Uri Seligsohn –, entdeckten die Pharmakologen Alfred Gilman und Louis Goodman die Grundlage der Chemotherapie gegen Krebs, indem sie die chemische Formel des Senfgases geringfügig abänderten.

Dass Krieg zur Wissensvermehrung beiträgt, sei nichts wirklich Neues, meinte der Althistoriker Benjamin Henri Isaac. Auch die alten Römer hätten Britannien schließlich nur erobert, um herauszufinden, ob es wirklich eine Insel ist.

Film

Das Erbe des Rudolf Höß

Die Doku »Der Schatten des Kommandanten« ist eine wichtige Ergänzung zu Jonathan Glazers Spielfilm »The Zone Of Interest«

von Ayala Goldmann  12.02.2025 Aktualisiert

Künstliche Intelligenz

So Fake, aber so gut

Ein AI-generiertes, an den Antisemiten Kanye West adressiertes Video geht gerade viral. Und es ist eine Wohltat!

von Sophie Albers Ben Chamo  12.02.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. Februar bis zum 20. Februar

 12.02.2025

Thüringen

Jüdisches Festival aus Geschichte und Gegenwart

Eine hochkarätige Mischung aus Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und politischen Formaten wird geboten

 12.02.2025

Berlinale

Zurück auf Los

Das diesjährige Programm bietet tatsächlich mehr Ausgewogenheit. Einige Kino-Vorschläge zur Güte

von Sophie Albers Ben Chamo  12.02.2025

Hamburg

Wolf Biermann erhält Gema-Preis für sein Lebenswerk

Mit seinen Liedern und Gedichten prägte der Liedermacher die deutsch-deutsche Geschichte. Nun reiht sich eine weitere Auszeichnung in seine Sammlung ein - und der Hamburger reagiert gewohnt humorvoll

 12.02.2025

Berlin

Zwischen Glamour und Gaza: Die Berlinale zum Mitreden

Hollywoodstars wie Timothée Chalamet und Robert Pattinson kommen zu Deutschlands größtem Filmfestival. Auch sonst verspricht die Berlinale viel Gesprächsstoff - darunter politisch brisante Filme

von Sabrina Szameitat  12.02.2025

Berlinale

»Ich werde mich entschuldigen«

Die neue Berlinale-Chefin verspricht ein Filmfestival mit Haltung. Tricia Tuttle im Interview über den Skandal des vergangenen Jahres und Debattenkultur

von Sophie Albers Ben Chamo  11.02.2025

London

Harrison Ford darf in seinen Filmen selten Bart tragen

Er hat eines der bekanntesten Gesichter Hollywoods. Jetzt hat der jüdische Darsteller verraten, warum er meistens gut rasiert vor der Kamera steht

 11.02.2025